Herbert Rosendorfer (1934-2012)

Der südtiroler Schriftsteller Herbert Rosendorfer ist am 20. September 2012 im Alter von 78 Jahren in seinem Geburtsort Bozen in Italien gestorben. Von 1939 bis 1943 lebte er in München. Er wurde 1943 wegen des Krieges nach Kitzbühel evakuiert und kam 1948 nach München zurück. Dort studierte er nach dem Abitur ein Jahr an der Akademie der Bildenden Künste, wechselte dann aber 1954 auf Rechtswissenschaften an der Universität München. 1963 legte er das Zweite Staatsexamen ab und arbeitete ab 1965 als Gerichtsassessor und Staatsanwalt in Bayreuth. 1967 wurde er Amtsrichter in München. Ab 1993 war er Richter am Oberlandesgericht Naumburg. 1990 wurde er von der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Honorarprofessor für Bayerische Literaturgeschichte ernannt. Seit seiner Pensionierung 1997 lebte er in Eppan in Südtirol.

Briefe in die chinesische Vergangenheit Herbert RosendorferRosendorfer schrieb Romanen und Erzählungen, aber auch Theaterstücke und Drehbücher fürs Fernsehen. Als Autor schaffte er 1969 mit dem furiosen Roman »Der Ruinenbaumeister« den Durchbruch. »Briefe in die chinesische Vergangenheit«, 1983 erschienen, war einer seiner bekanntesten Romane, dem 1997 mit »Die große Umwendung« eine Fortsetzung folgte.

In insgesamt 37 Briefen berichtet in diesem Roman ein chinesischer Mandarin namens Kao-tai (der aus dem 10. Jahrhundert stammt) aus dem fernen Land Ba Yan (Bayern) der Gegenwart, in dem er durch eine Zeitreise gelandet ist. Kao-Tai kommt zum Glück bei dem Geschichtsprofessors Dji-Gu in München unter und schreibt in die chinesische Vergangenheit seine Erfahrungen im Land der Großnasen – und verschafft so dem Leser einen amüsanten und völlig neuen Blick auf die moderne Gesellschaft.

1993 gewann sein Roman »Die Goldenen Heiligen oder Columbus entdeckt Europa« den SFCD-Literaturpreis, 2000 wurde Rosendorfer mit dem Deutschen Fantasy Preis geehrt. In der Laudatio zum SFCD-Literaturpreis wurde der Roman »Die Goldenen Heiligen« als »skurriles Lesevergnügen« bezeichnet. Andreas Kuschke schrieb weiter: »Wir erfahren die Geschichte der Menschheit von 1992 bis 2081, aufgezeichnet vom letzten Überlebenden unserer Art. (…) Im Zeitalter des Wassermanns, das, lange schon angebrochen, immer noch der großen Veränderungen harrt, die da kommen und die Erde erlösen sollen, treiben die esoterischen Blumen die wildesten Blüten. Wurmfarnpackungen und Bambusrollen, die Nachfolger des Nostradamus in Birkenstockschuhen, Versandhäuser für Horoskope und okkulte Orden bestimmen das Weltbild der Jünger – das Warten auf bessere Zeiten, auf etwas, das die Langeweile des Daseins zwischen Konsum und Plastikkultur sprengt. Als endlich die ersten Boten kommen, das erste UFO landet, ist der Jubel und ist die Verwirrung groß. Eine neue Religion entsteht um die Wesen aus dem All, und obgleich sie keinen Ton sprechen gibt jede Menge Übersetzer ihrer Botschaften. Ein Volk, das durchs All fliegen kann, kann kein schlechtes Volk sein, und so werden dann die ersten Opfer der Landung eher als unglücklicher Zufall denn als Ausdruck von Aggression gewertet. Inmitten der ökologischen Katastrophen auf der Erde fällt es den Außerirdischen nicht schwer, die Herrschaft zu übernehmen und die verbleibende Menschheit in Abhängigkeit zu halten und ins finstere Mittelalter zurückzuwerfen.«

Quelle: u.a. Wikipedia, SFCD-Literaturpreis 1993

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