Filmkritik: Ghosts of Mars (2001)

Mars macht debil!
Im Jahre 2176 ist der Mars nicht nur bewohnt, sondern auch zu einer begehrten Rohstoffquelle geworden. Zwar kann man in den meisten Gebieten dank einem ersten Terraforming bereits ohne Schutzmaske atmen, doch der Mars ist immer noch eine trostlose, öde Welt, und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird er auch noch von einem Matriarchat regiert. Als Lt. Melanie Ballard als einzige Überlebende eines Polizeitrupps von einer Mission zurückgekehrt, muß sie vor einem Untersuchungskomitee Rede und Antwort stehen… – Deutschlandstart: 18. Oktober 2001.

John Carpenter schuf als Regisseur und Drehbuchautor einige sehr interessante und gute Genrefilme, die man gesehen haben sollte: »Dark Star« (1974), »Halloween« (1978), »Die Klapperschlange« (1981), »Das Ding aus einer anderen Welt« (1982) und »Sie leben!« (1988). Zuletzt allerdings war ihm nur noch wenig Erfolg beschieden. Und das leider meist zu recht. Mit »Ghosts of Mars« versuchte John Carpenter nun wieder an alte Erfolge anzuknüpfen.

Ein Trupp der Mars Police Force unter der Leitung von Helena Braddock (Pam Grier), dem auch Lt. Melanie Ballard (Natasha Henstridge) angehört, reist mit der Mars-Eisenbahn in ein entferntes Bergwerkscamp, um dort einen gefährlichen Gefangenen abzuholen und in die Hauptstadt zu bringen. Als sie allerdings in »Shining Canyon« ankommen, ist die Stadt wie ausgestorben. Nach einiger Suche finden sie in einer Gefängniszelle tatsächlich den gesuchten James »Desolation« Williams (Ice Cube), doch von den Bewohnern der Stadt fehlt jede Spur. Erst bei einer genaueren Suche stoßen sie auf erste Leichen und auf Kolonisten, die scheinbar unter fremden Willen stehen und allen nach dem Leben trachten. Die Hatz gegen die Geister des Mars, und der Kampf ums Überleben beginnt!

Kampfgetümmel
Natasha Henstridge, (c) Columbia Tristar


Natasha Henstridge

28 Millionen US-Dollar hatte John Carpenter für diesen Streifen zur Verfügung, was eigentlich sehr viel mehr ist, als bei vielen seiner früheren Meisterwerke. Nach dem Anschauen des Films muß mal sich allerdings fragen, wofür dieses Geld eigentlich verwendet wurde. Vielleicht für die 500.000 Liter rote Lebensmittelfarbe, mit der eine Gipsmine in Albuquerque für die Dreharbeiten rot eingefärbt wurde. Oder vielleicht für die unzähligen Ringe und Nadeln, mit denen sich die von den »Geistern des Mars«-übernommenen Kolonisten schmücken. Oder vielleicht für die Alkohollieferung ans Set… Denn es ist schon verrückt: »Ghosts of Mars« wirkt so unglaublich billig auf der Leinwand, daß man eher nur ein Zehntel des tatsächlichen Budgets vermuten würde. Leider ist aber nicht nur der Look des Films mißlungen, sondern auch gleich der ganze Rest.

»Ghosts of Mars« ist nämlich ein billiges und unmotiviertes SF-Horror-Streifchen, das eigentlich nicht ins Kino gehört, sondern gleich in die Videotheken verbannt hätte werden sollen. Und um wenigstens ein paar ahnungslose SF-Fans in Kino zu locken, gibt es seit Wochen überall im Internet Gewinnspiele zu »Ghosts of Mars«. Jede Website, ob groß oder klein, bekam die Chance Gimmicks zum Film zu verlosen und damit auch Werbung für diesen Streifen zu machen. Das sollte einem durchaus zu denken geben. Denn dieser Film hat eine solche Publicity dringend nötig.

Ice Cube, (c) Columbia Tristar

Ice Cube
Es fängt schon mit den Hauptdarstellern an. Während Natasha Henstridge noch eine halbwegs gute Figur macht, wirkt Ice Cube als »gefährlicher« Verbrecher einfach nur lächerlich. Sind wir mal ehrlich: wer soll bitte glauben, daß dieses aufgeqollene Muttersöhnchen, das weder hart noch böse wirkt, ein gefährlicher Mörder sein soll? Wagen wir mal den Vergleich und sehen uns statt dessen Vin Diesel als Riddick in »Pitch Black« an – SO müßte der gefährlichste Verbrecher des Mars aussehen! Und das beste an der Kommandantin, die von Melanie Gier gespielt wird, ist tatsächlich, daß sie im Film rasch das zeitliche segnet.

Rund ein Drittel des Films beschäftigt sich mit den Kämpfen gegen die von den Marsgeistern besetzten Zombies. Wer sich hier allerdings auch nur halbwegs spannende oder gut choreographierte Kämpfe erwartet, ist bei »Ghosts of Mars« im falschen Film. Selten wurde so lustlos und unspektakulär gegen blutrünstige Monstren gekämpft. Hier mal ein Tritt, da eine Explosion – und das war’s dann auch schon. Gähn.

Aber das waren noch nicht alle Schwachpunkte – John Carpenter frönt in »Ghosts of Mars« auch seiner Lust an sinnlosen und unmotivierten Rückblenden. Alle paar Minuten passiert es, daß wir eine Rückblende gezeigt bekommen, ohne daß es richtig Sinn macht, da man uns das meist genauso gut gleich hätte zeigen können.

Wann sterben wir endlich?, (c) Columbia Tristar
Wann sterben wir endlich?

Ach ja, und da war ja auch noch die Handlung des Streifens! Die ist eigentlich im großen und ganzen ziemlich einfach gestrickt und schnell zu kapieren. Leider beginnt die Geschichte mittendrin, und endet ebenso offen.

Nach soviel Schelte hier aber auch mal ein paar lobende Worte: die Musik von John Carpenter dudelt ganz nett vor sich hin und erinnert an alte Meisterwerke von ihm, der Marszug hat ein recht gut gemachtes Design und der Film ist mit 110 min wenigstens nicht ganz zwei Stunden lang.

Sie mit Waffe, (c) Columbia Tristar

Fazit: »Ghosts of Mars« ist zwar kein ganz so schlimmer Rohrkrepierer wie »Dungeons & Dragons« oder gar »Highlander: Endgame« (allein der Gedanke an diesen Mist läßt mich selbst jetzt noch erschaudern), aber er ist so schrecklich belanglos, uninteressant und billig gemacht, daß man sich das Geld für den Kinobesuch besser sparen sollte und statt dessen besser ein gutes Buch kaufen sollte (vielleicht die „Mars-Trilogie“ von Kim Stanley Robinson).

Und was lernen wir schlußendlich aus den drei Mars-Filmen der letzten beiden Jahre: Mars macht debil – egal ob »Red Planet«, »Mission to Mars« oder eben »Ghosts of Mars«!

© Florian Breitsameter (Text), Columbia Tristar (Bild)

Ein Kommentar

  1. „Und das beste an der Kommandantin, die von Melanie Gier gespielt wird, ist tatsächlich, daß sie im Film rasch das zeitliche segnet.“
    Mal ganz davon abgesehen, dass die Dame Pamela (Pam) und nicht Melanie heißt, so hat sie eigentlich in etlichen Streifen, bewiesen, dass sie sehr wohl eine gute Darstellerin ist, so z.B. in Tarantinos Jackie Brown.

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