Marcus Hammerschmitt – Der Zensor

Der Zensor, (c) Argument

Argument Verlag, TB 2070, Originalausgabe
Umschlaggrafik von Marcus Hammerschmitt
Hamburg, Oktober 2001, 12.- €, 224 Seiten

In der Mitte des 22. Jahrhunderts gibt es kein freies Spanien mehr. Neo-Mayas, die durch ihre fortschrittliche Nanotechnologie zu einer neuen Weltmacht wurden, haben das Heimatland ihrer ehemaligen Eroberer besetzt. Diese moderne Maya-Kultur balanciert mit viel Geschick und innenpolitischem Aufwand auf dem schmalen Pfad zwischen Traditionalismus und Moderne, während die ursprüngliche Kultur Spaniens fast völlig zerstört am Boden liegt. Natürlich gibt es aufrechte Rebellen unter den Spaniern, doch ihre Macht ist gering und ihre Terroranschläge sind nur Nadelstiche in einem durch Nanotechnologie geprägtem Krieg. Aber auch der Vatikan ist nicht gerade sehr erfreut darüber, daß mit den Mayas erneut Ketzer in Europa eingefallen sind.

Eine der beiden Hauptpersonen des Romans von Marcus Hammerschmitt ist der Zensor, der Leiter einer Art Geheimdienstes der Maya, der als Experte für die Maya-Glyphen auch die Kommunikation und die Innere Sicherheit überwacht.

Ihm gegenüber steht ein ehemaliger Maya namens Enrique, der sich auf die Seite der spanischen Rebellen geschlagen hat, und sich einem sinnlos erscheinenden Guerillakrieg gege die technisch überlegenen Besetzer verschrieben hat.

Doch als Enrique vom Rebellenrat beauftragt wird, eine neue Geheimwaffe im Kampf gegen die Maya-Herrschaft abzuholen, beginnt sich alles zu verändern, denn es kommt zu unerwarteten Problemen mit der Waffe und der Durchführung des Auftrags…

Nach seinem Roman »Opal«, der vor allem durch seine phantastische Kulisse geprägt war, ist es Marcus Hammerschmitt mit dem »Zensor« gelungen, eine verständlichere und spannendere Geschichte zu erzählen. Die Leichtigkeit der Sprache sollte einen aber nicht täuschen: »Der Zensor« ist deshalb nicht trivialer als die früheren Texte von Marcus. Die Integration moderner Ideen in die kulturelle Welt der Mayas, wie man sie heutzutage nur noch aus der Geschichtsforschung kennt, ist perfekt vollzogen und wirkt dabei sehr glaubhaft. Aber auch die Wahl der beiden Hauptfiguren, anhand derer wir die Geschichte des Romans erzählt bekommen, ist gut gelungen. Beide sind, obwohl sie sich als Feinde gegenüberstehen, von der Rechtmäßigkeit ihrer Handlungen überzeugt und müssen schließlich doch feststellen, daß in ihrer Welt Überzeugungen nicht mehr viel wert sind.

»Der Zensor« ist ein phantastischer Roman, der mit leichter Hand erzählt ist, und doch viel an Tiefgang aufweist. Eine Leseempfehlung für alle, die die moderne deutsche Science Fiction kennenlernen wollen.