Pierre Bordage – Die Krieger der Stille

Die Krieger der Stille

Originaltitel »Les guerriers du silence«
Übersetzung von Ingeborg Ebel
Roman, Heyne-Verlag, München 2007
Paperback, 752 Seiten
ISBN 3-453-53050-8
Preis: 15,- €

Pierre Bordage, Jahrgang 1955, gilt als einer der erfolgreichsten SF-Schriftsteller Frankreichs und übertrifft in seinem Heimatland mit den Verkaufszahlen regelmäßig seine Genrekollegen aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Nachdem der Heyne-Verlag den Erscheinungstermin mehrfach verschob, hat nun endlich auch die deutsche Leserschaft Gelegenheit, sich einen Eindruck von Bordages Können zu verschaffen. »Die Krieger der Stille« ist der erste Band einer gleichnamigen Trilogie, die mit den beiden Bänden »Terra Mater« und »Die Zitadelle der Hyponeros« in Frankreich bereits abgeschlossen wurde.

Wir befinden uns etwa vier- bis fünftausend Jahre in der Zukunft. Ein großer Teil der Galaxis ist in der Naflinischen Konföderation zusammengeschlossen, einem Bund prinzipiell unabhängiger, sonnensystemgroßer Staaten, deren Herrscher sich alle paar Jahre treffen um die Entscheidungen für die Konföderation als ganzes zu treffen. Auf Syracuse, einer der Hauptwelten der Konföderation, haben jedoch die so genannten Scaythen die Herrscherfamilie unterwandert und streben zusammen mit der fanatischen »Kirche des Kreuzes« die Zerschlagung der Konföderation und die komplette Machtübernahme im von Menschen besiedelten Weltraum an. Dem entgegen stehen eigentlich nur die »Krieger der Stille«, einem Ritterorden, der vor langer Zeit gegründet wurde, um das Sternenreich gegen Bedrohungen von außen zu beschützen. Doch der Orden ist von inneren Machtkämpfen zerrissen und unterliegt schließlich den mittels Gedankenkraft tötenden Scaythen.

In diesen Konflikt gerät der junge Tixu Oty, der ein Reisebüro auf einem Hinterwäldlerplaneten führt, als er der Tochter eines hochrangigen Kriegers zur Flucht vor den sie jagenden Scaythen verhilft.

Beworben im Klappentext mit einer Aussage von Andreas Eschbach über »eine epische Wucht, die ihresgleichen sucht« und einem Vergleich mit Frank Herberts »Dune«, hat man dem Roman keinen Gefallen getan. Damit wird beim Käufer nämlich eine Erwartung geschürt, die der Roman einfach nicht bedienen kann. »Die Krieger der Stille« einzuordnen, fällt während der ersten paar hundert Seiten sowieso ziemlich schwer.

Eine der größten Stärken des Romans ist bestimmt das farbenfrohe Universum, das der Autor Pierre Bordage vor dem Leser ausbreitet. Im Rahmen der Handlung werden viele Planeten der Konföderation vorgestellt und detailliert geschildert. Stellenweise erreicht der Autor dabei eine wirklich beeindruckende Intensität.

Allerdings wechselt Bordage mit jedem Kapitel sowohl den Ort der Handlung, als auch den Protagonisten, so dass sich der Leser erst zur Mitte des Buches hin wirklich einigermaßen innerhalb der Geschichte orientieren kann. Dadurch gestaltet sich das Lesen relativ schwerfällig, und die Spannung, die der Plot sicherlich hergegeben hätte, bleibt leider völlig auf der Strecke.

Was zudem ziemlich schwer im Magen liegt, ist der übertriebene Mystizismus, den Bordage in die Geschichte eingeflochten hat. Was bei »Krieg der Sterne« filmisch mit den Jedi-Rittern vielleicht einigermaßen funktioniert hat, reißt »Die Krieger der Stille« leider ziemlich in die Mittelmäßigkeit. Dass der Reisebüroangestellte Tixu Oty, der sich in der zweiten Hälfte des Buches überhaupt erst als Hauptcharakter herauskristallisiert, zunächst vom Echsengott des Planeten Zwei-Jahreszeiten ausgewählt wird, dann den »Klang der Stille« von der auf der Flucht befindlichen Tochter eines prominenten Kriegers verliehen bekommt, später auf dem Planeten Selp Dik von irgendwelchen mythisch verbrämten Meeressäugern als der Auserwählte gerettet und schließlich auf der alten Erde als Heilsbringer erwartet wird, wirkt furchtbar beliebig und konstruiert.

Nicht sonderlich originell und in der Detailliertheit der Beschreibung abstoßend ist leider auch, dass die ziemlich katholisch wirkende »Kirche des Kreuzes« selbstverständlich aus pädophilen Priestern besteht, die meisten Herrscher der Konföderation natürlich einen kompromittierten, ungeliebten Verwandten haben, der nach dessen Macht und außerdem nach dessen Frau strebt und auch prinzipiell über den ganzen Roman Frauen auch gerne mal vergewaltigt werden, wenn sie nicht zu Willen sind.

Insgesamt lässt einen »Die Krieger der Stille« nach immerhin über 750 Seiten ziemlich unbefriedigt zurück. Zum einen wird man als Leser die ganze Zeit das Gefühl nicht los, der Autor habe beim Schreiben Dan Simmons »Hyperion«-Romane im Hinterkopf gehabt. Außerdem werden viele Fragen aufgeworfen und wenige davon bis zum Ende beantwortet. Das mag im Auftaktband zu einer Trilogie an sich legitim sein, dennoch wirkt »Die Krieger der Stille« dadurch sehr unfertig. Unter dem Strich ein eher durchwachsenes Debüt auf dem deutschen Markt, nach dessen Lektüre sich der Erfolg von Pierre Bordage in Frankreich dem Verständnis weitgehend entzieht.