George Alec Effinger (1947-2002)

Der Science Fiction-Autor George Alec Effinger verstarb in der Nacht von Freitag auf Samstag in seinem Haus in New Orleans. Effinger, der seit vielen Jahren unter eine schweren Krankheit litt, wurde nur 55 Jahre alt.

George Alec Effinger wurde 1947 in Cleveland, Ohio, geboren und wuchs in Armut auf. Sein Vater war ein Veteran der US-Navy, seine Mutter war laut Angaben von Harlan Ellison eine Prostituierte. George begann mit einem Medizinstudium an der Yale Universität, daß er später aufgrund seines Versagens in Organischer Chemie wieder aufgeben mußte. Er zog nach East Village in New York City und dank seiner ersten Frau, die beim Ehepaar Damon Knight und Kate Wilhelm als Babysitter arbeitete, lernte er dort schon früh viele bekannte SF-Autoren kennen. 1970 nahm er am berühmten Clarion Workshop teil, einem bekannten Schreibkurs für angehende SF-Autoren, und tatsächlich konnte er noch im selben Jahr eine Kurzgeschichte an Harlan Ellison verkaufen, die dann in Ellisons berühmter Anthologie »The Last Dangerous Visions« erschien.

Die Wölfe der Erinnerung, (c) HeyneEffinger, der auch weiterhin von Damon Knight gefördert wurde, veröffentlichte bald weitere Erzählungen und bald auch seinen ersten Roman »What Entropy means to me« (1972), der auch für den Nebula-Award nominiert wurde. In der Frühzeit seines Schaffens war er besonders für seine humorvollen Kurzgeschichten geschätzt, die sich meist um den Charakter Maureen Birnbaum, ein kaufsüchtiges junges Mädchen drehten, daß immer wieder in seltsame Situationen geriert. Eine Sammlung dieser Erzählungen erschien 1993 unter dem Titel »Maureen Birnbaum, Barbarian Swordperson«.

1981 erschien sein Roman »The Wolves of Memory« (dt. »Die Wölfe der Erinnerung«, Heyne 06/4329), über einen gottgleichen Computer, der in seiner maschinenhaften Gleichgültigkeit die Geschicke der Menschen verwaltet.

Doch erst seine »Marid Audran«-Trilogie die aus den Romanen »When Gravity Fails« (1986, »Das Ende der Schwere«, Heyne 06/4842), »A Fire in the Sun« (1989, »Ein Feuer in der Sonne«, Heyne 06/4843) und »The Exile Kiss« (1991, »Der Kuß des Exils«, Heyne 06/5054) besteht, brachte ihm den großen Erfolg und zwei Nominierungen für den HUGO-Award ein.

In diesen Romanen, die in Arabien spielen und jedes Mal ein Abenteuer des Privatdetektivs Marid Audran schildern, gelang es George Alec Effinger das Genre des Cyberpunk in seine literarische Welt einzubinden und die Schwächen anderer Autoren mit dieser Ideenwelt zu vermeiden. Audrans Welt erinnert an den Film Casablanca und niemand ist dort, was er auf den ersten Blick zu sein scheint – auch nicht die schönen jungen Damen des Bordellbezirks…

Das Ende der Schwere, (c) Heyne  Ein Feuer in der Sonne, (c) Heyne  Der Kuss des Exils, (c) Heyne

Mit der Novelle »Schrodinger’s Kitten« gewann George Alec Affinger 1988 den Nebula und ein Jahr später auch den Hugo-Award. Harlan Ellison nannte ihn ein »Goldenes Kind, eines der wenigen Naturtalente der SF. George war ein phantastischer Erzähler und konnte aus verschiedenen Stilen sich das beste herauspicken, um es dann neu zusammenzusetzen. Er konnte sowohl New Wave SF, als auch reine Fantasy oder spannende Krimis schreiben.«

Doch George Alec Effinger hatte schon lange Probleme mit seiner Gesundheit. Er litt an einer schweren Krankheit, die immer wieder schmerzvolle Geschwüre in seinem Darm wachen ließ, an Hepatitis C und an schmerzvollen Zahnleiden. Durch seine vielen Krankheiten geschwächt, wurde er außerdem auch noch Tablettensüchtig mit allen negativen Folgeerscheinungen.

Die Fantasyautorin Barbara Hambly, die seine dritte Ehefrau war, erzählte in einem Interview zu seinem Tod, daß er sehr unter seiner Krankheit litt und darüber nicht nur seinen Humor, sondern auch seinen Lebensmut verlor und zum Alkoholiker wurde. »Sein Talent wurde immer wieder durch seine schweren Erkrankungen gebremst. Manchmal konnte er einige Jahre lang normal arbeiten, bevor sich wieder Tumor bildeten und er wieder ins Krankenhaus mußte. Einige seiner Romane schrieb er deshalb auch im Krankenhaus.«

George Alec Effinger war 1995 zu Gast bei den 7. SF-Tagen NRW. Ein Interview und eine Reihe von Artikeln zu seinem Werk erschienen später in der 14. Ausgabe des Fanzines »Fantastisches Forum«.

© Text: Florian Breitsameter
Quellen: SFWA, Lexikon der SF-Literatur, Nola.com

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