SF im Haus der Geschichte: Die Ausstellung »Science Fiction in Deutschland«

Plakat zur Ausstellung Science Fiction in DeutschlandDas »Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland« in Bonn zeigt vom 23. November 2012 bis zum 10. März 2013 eine Sonderausstellung »Science Fiction in Deutschland«. Gezeigt werden Exponate rund um klassische Werke wie Fritz Langs Film »Metropolis« (1927), um Fernsehserien wie »Raumpatrouille« (u.a. das berühmte Bügeleisen aus dem Kampfstand des Raumschiffs ORION), um die Heftromanserie PERRY RHODAN und vieles mehr.

Die Frage aller Fragen ist natürlich: Lohnt der Besuch der Ausstellung? Meine Meinung: Unbedingt. Zwar ist es eine flächenmäßig relativ kleine Ausstellung – wer einfach nur hindurchmarschiert und flüchtige Blicke nach rechts und links wirft, ist in fünf Minuten locker durch –, aber die einzelnen Exponate sind, wenn man sich darauf einlässt, größtenteils faszinierend und phantasieanregend. Zumindest, wenn man Science-Fiction-Fan ist, kann man vor vielen Dingen schon in andächtige Versenkung geraten: uralte Heftromane, Hermann Oberths Doktorarbeit, eine handgezeichnete Risszeichnung der ORION, ein benzingetriebenes UFO-Modell, handschriftliche Dokumente aller Art. Ich jedenfalls hätte Stunden in den optisch an eine Raumstation erinnernden Räumen zubringen können und bedaure es ein wenig, dass ich im Trubel des Eröffnungsabends nicht so recht die Muße dazu hatte. Allein die multimedialen Angebote scheinen mir umfangreich genug zu sein, um einen stundenlang zu beschäftigen.

Auch die Aufteilung der Ausstellungsstücke, die sie in ihren historischen Kontext stellt, finde ich sehr gelungen und erhellend. Ich habe vieles gesehen, was ich vorher nicht kannte, insbesondere, was die SF-Produktion der DDR anbelangt: Nicht nur Filme und Bücher, auch »spaciges« Kinderspielzeug ist Teil der Ausstellung. Interessant auch die Gegenüberstellungen zwischen Ost und West, bei der man so manches „Aha“-Erlebnis hat. Aber natürlich kommen auch Themen wie UFOs, Weltraumfahrt, Mondflug, Umwelt- und Friedensbewegung zu ihrem Recht. Und die Schwerpunkte sind korrekt gesetzt: Die drei wohl wichtigsten Platzhirsche der Science Fiction aus Deutschland, Fritz Langs Film »Metropolis«, »Raumpatrouille« und PERRY RHODAN, findet man jeweils angemessen dargestellt.

Fritz Lang begründete mit dem Stummfilm „Metropolis“ den modernen Science-Fiction-Film. Seine Bildwelten beeinflussten Regisseure des Genres bis in die Gegenwart.
© Martin Magunia


Ein bisschen skeptisch war ich, dass, wie ich im Vorfeld gehört hatte, das ja nun wirklich nicht sehr deutsche »Star Wars« Teil der Ausstellung sein sollte. Meine Befürchtung, dass man sich damit nur an die Popularität der Jedi-Ritter »anhängen« wollte, hat sich jedoch nicht bestätigt: Es geht tatsächlich darum, die Auswirkungen des amerikanischen Popkultur-Phänomens auf Deutschland zu verdeutlichen, und diese Auswirkungen sind vielfältiger, als ich gedacht hätte. Wo überall und in welchen Kontexten die ikonische Figur des Darth Vader auftaucht, ist wirklich verblüffend. In ganz ähnlicher Weise wird auch auf »Star Trek« referenziert.

Ach ja, und das Bügeleisen aus »Raumpatrouille« ist tatsächlich da! Allerdings ist es nicht „das“ originale Bügeleisen, wie überhaupt bedauerlich wenige Gegenstände von den damaligen Dreharbeiten erhalten geblieben sind. Was wiederum die geringe Wertschätzung wiederspiegelt, die Science Fiction bis heute in Deutschland genießt. Es wäre schön, wenn diese Ausstellung dazu beitragen würde, das ein bisschen zu korrigieren.

Info: Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. März 2013.
http://www.hdg.de/bonn/ausstellungen/wechselausstellungen/ausstellungen/science-fiction-in-deutschland/

UPDATE: Die Ausstellung „Science Fiction in Deutschland“ im Bonner Haus der Geschichte wird bis 1. April 2013 verlängert. Anschließend wird sie vom 11. Juni 2013 bis 12. 1. 2014 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (Grimmaische Str. 6) gezeigt.

Es gibt ein Video von der Ausstellungseröffnung:

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(Das Zwiegespräch zwischen Dr. Hütter und mir beginnt etwa bei Minute 19.)

© Andreas Eschbach

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