»Writing in a world where impossible things happen« – Ein Interview mit Jenna Black

Jenna Black
Jenna Black
Jenna Black, die bislang im Urban Fantasy Bereich anzutreffen war, legt mit mit REPLICA (Besprechung bei SF-Fan.de) den ersten Teil einer Trilogie und ihr erstes Science-Fiction-Jugendbuch vor. Trotz eines vollen Terminkalenders nahm sie sich Zeit für ein E-Mail Interview mit SF-Fan.de.

Black, die ursprünglich Biologische Anthropologie studierte, machte während ihres Abschlussjahres in der Feldforschung die schockierende Entdeckung, dass Primaten 80% ihrer Zeit mit so aufregenden Dingen wie Fressen und Schlafen verbringen. Ernüchtert von dieser Erfahrung, wandte sie sich anderen Dingen wie dem Schreiben von technischen Dokumentationen, der Hundepflege oder dem Bereisen sämtlicher Kontinente zu, während sie parallel an ihrer Karriere als Schriftstellerin arbeitete. Sie ist mittlerweile Vollzeitautorin und lebt mit ihrem Ehemann in North Carolina.

Dieses Interview liegt auch in der englischen Originalfassung vor.


Replica Trilogy


Max Krausmann: Wann und warum hast Du Dich dazu entschieden das Schreiben zu Deinem Beruf zu machen und wer hat Dich am meisten beeinflusst?

Jenna Black: Ich schrieb mein erstes »Buch« als ich zehn war, von daher war ich also eigentlich mein ganzes Leben lang Autorin. Als ich auf dem College war, sah mein Plan noch so aus, dass ich in Biologischer Anthropologie meinen Doktor machen wollte und ich mir sicher war, dass ich in die Forschung gehen würde. Ich habe dann schließlich festgestellt, dass das nicht ganz das war, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und ich musste daher meinen Lebensplan überdenken. Da die Liebe zum Lesen und zum Schreiben die eine Konstante in meinem Leben war, erschien es mir die richtige Wahl zu sein,
Schriftstellerin zu werden.
Es dauerte aber lange bis der Traum war wurde. Der »erste« Roman der veröffentlicht wurde, war eigentlich das 18. Manuskript, das ich im Laufe von 16 Jahren geschrieben und ernsthaft versucht habe bei einem Verlag unterzubringen. Die Tatsache, dass ich schließlich doch Erfolg hatte, verdanke ich auch Dean Wesley Smith und Kristine Kathryn Rusch, die einen großartigen Workshop leiteten, der mir half meinen Horizont zu erweitern und meine Karriere richtig in den Griff zu bekommen.

Vor REPLICA hast Du Dir einen guten Ruf bei Lesern von Jugendbüchern und Urban Fantasy erworben. Wann hast Du Dich dazu entschieden es mit Science Fiction zu versuchen und wie bist Du auf die Idee des Romans gekommen?

Ich habe immer schon sowohl Science Fiction als auch Fantasy geschrieben. Es ist nur so, dass keiner meiner vorhergehenden SF-Romane veröffentlicht wurde. Für mich ist das somit eigentlich keine Umstellung und ich habe auch nicht bewusst das Genre gewechselt. REPLICA basiert sogar auf einem meiner früheren Romanmanuskripte, das die gleichen Grundideen verwendete – die Möglichkeit Klone zu produzieren und große Konzerne, die wie Erbmonarchien geführt werden – aber ansonsten einen anderen Plot hatte und (großteils) komplett andere Romanfiguren verwendete.

Ist es für Dich ein Unterschied SF oder (Urban) Fantasy zu schreiben?

Eigentlich nicht. Es geht immer darum eine Welt zu schildern, in der unmögliche Dinge passieren. Der einzige echte Unterschied ist, dass in der Fantasy die Magie dafür verantwortlich ist und in der Science Fiction die Wissenschaft.

Replica


REPLICA hat eine schwule Hauptfigur, glücklicherweise ohne die üblichen Klischees zu bedienen. Obwohl sich die Zielgruppen ändern, zielt die Science Fiction doch traditionell eher auf eine heterosexuelle männliche Leserschaft. Wolltest Du von Anfang eine schwule Hauptfigur benutzen und was war Deine Intention dabei? Hast Du irgendwelche bösen Kommentare von Eltern oder religiösen Gruppierungen deshalb erhalten?

Als ich anfing RELPICA zu schreiben, verfolgte ich weder über besondere Pläne, noch hatte ich gezielt vor über eine schwule Figur zu schreiben. Ich wusste jedoch, dass es um eine arrangierte Hochzeit gehen sollte und als ich noch überlegte, wie die Beziehung zwischen den beiden Parteien funktionieren sollte, dachte ich mir, dass die Hauptfigur schwul sein sollte. Die Auswirkungen, die das auf die Beziehung haben würde, klangen so spannend, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Ich bin angenehm überrascht, das es (bislang) keine negativen Reaktionen auf Nates sexuelle Orientierung gab. Eine öffentliche High School in meinem eigenen Bundesstaat entschied sich sogar dazu, das Buch in einem Kurs »Englische Literatur für Fortgeschrittene« zu behandeln, was für mich doch eine große Überraschung war, da ich im konservativen Süden der USA lebe.
Ich muss aber erwähnen, dass ich nicht nach Rezensionen und Kommentaren Ausschau halte.
Es kann also sein, dass es durchaus Kritik deswegen gab, von der ich nur nichts weiß, was mich aber auch nicht weiter stört.

Verfilmungen von Jugendbüchern mit einer Fantasy- oder SF-Thematik, wie z.B. TWILIGHT, THE HUNGER GAMES und erst kürzlich DIVERGENT, um nur einige zu nennen, waren in den letzten Jahren extrem erfolgreich. Gibt es Pläne REPLICA auf die Leinwand zu bringen?

Derzeit nicht. Mein Filmagent versucht zwar den Roman zu verkaufen, aber bislang ohne Erfolg.

Welches Buch/welchen Film/welchen Autor fandest Du am beeindruckendsten als Du jung warst? Waren das immer SF/Fantasy-Werke oder haben Dich andere Genres auch fasziniert?

Ich »entdeckte« SF/Fantasy als ich auf der High School war. Ich las und verliebte mich in »Herr der Ringe«, und habe seitdem SF/Fantasy gelesen, aber eigentlich war ich immer in vielen Genres zu Hause.
Als Jugendliche bevorzugte ich vor allem die Klassiker, vielleicht auch nur weil ich in der Schule einfach so viel zu Lesen bekam. Ich las auch normale Unterhaltungsliteratur, aber immer wenn ich in der Schule eine Leseliste mit Klassikern bekam, las ich mehr davon als ich eigentlich musste, einfach weil ich Bücher im Allgemeinen so liebte.

Was ist Dein Lieblingsbuch/Lieblingsfilm/Lieblingsautor? Was liest Du momentan?

Ich habe immer Probleme damit Fragen nach meinen Lieblingsbüchern/-autoren zu beantworten (und meine Antwort darauf ist jedesmal eine andere), darum will ich lieber über meinen Lieblingsfilm reden. Mein absoluter Favorit ist wohl DIE BRAUTPRINZESSIN. Der Film ist so schön und herzerwärmend, dass er, auch wenn ich eigentlich schlechte Laune habe, mich zum Lächeln bringt. Mein Lieblingsfilm außerhalb des Genres ist GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN. Die Dialoge sind so wunderbar, so voller Zweitdeutigkeiten und versteckten Andeutungen. Außerdem sind die Hauptfiguren so herrlich böse – und das auf eine Art, die sie zumindest noch ein wenig sympathisch macht. Der Roman, den ich zuletzt gelesen habe, ist »Cruel Beauty«, der erste Roman von Rosamund Hodge. Er ist eine schöne Variation der Geschichte von »Die Schöne und das Biest« mit einer herrlich unvollkommenen Heldin.

Was liest Du lieber – gedruckte Bücher oder E-Books?

Einerseits habe ich habe eine ausgeprägte Vorliebe für gedruckte Bücher. Ich liebe es, etwas in meinem Händen zu halten und später in meinem Bücherregal zur Schau stellen zu können. Ich habe auch den Eindruck, dass mir gedruckte Bücher mehr in Erinnerung bleiben als E-Books. Andererseits gefällt mir, dass E-Books sofort verfügbar sind und da meine Bücherregale so vollgestopft sind, bleibt mir nichts anderes übrig, als darauf zu verzichten ausschließlich gedruckte Ausgaben zu kaufen.

Derzeit ist REPLICA nur auf Englisch erhältlich. Gibt es Pläne für eine Übersetzung ins Deutsche oder in andere Sprachen?

Die Rechte für ausländische Ausgaben liegen bei meinem Verlag und bislang gab es da noch keine Verkäufe. Das kann sich zwar jederzeit ändern, aber darauf habe ich keinen Einfluss.

Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns darauf, im Herbst REVOLUTION zu lesen!


Das Interview mit Jenna Black führte Max Krausmann