DVD-Kritik: R-Point

R-Point DVD e-m-s
Vietnam 1972. Ein koreanisches Basislager erhält einen Funkspruch einer längst verschollen geglaubten Einheit. Ein Trupp wird losgeschickt, um die Vermissten zu suchen. Als die Soldaten das Zielgebiet (R-Point) erreichen, machen sie eine unheimliche Entdeckung: der Ort ist ein Massengrab. Kurz darauf geschehen auch schon die ersten merkwürdigen Dinge. Schon bald geraten die Soldaten an den Rand ihres Verstandes. Von wem werden sie heimgesucht? Von den Vietcong oder von gespenstischen Wesen…?

Seit wenigen Jahren erscheinen hin und wieder Genrefilme, die das Thema Krieg für sich entdeckt haben. Innerhalb eines historisch korrekten Rahmens geschehen merkwürdige Dinge. Man fühlt sich an die Romane des österreichischen Schriftstellers Lernet-Holenia erinnert, der in seinen unheimlichen Romanen »Baron Bagge« und »Im Zeichen des Mars« bereits auf dieses Stilmittel zurückgriff. In filmischer Hinsicht haben dies bisher u.a. die beiden Streifen »The Bunker« und »Deathwatch« getan. Während der erstgenannte Film stark an die Gespenstergeschichten von M.R. James angelehnt ist, wirkt der zweite wie eine düstere Parabel über die Schuld im Krieg. – Nebenbei: beide Filme sind ohne weiteres zu empfehlen!

Mit »R-Point« legt nun Südkorea seine Version von unheimlichen Geschehnissen in einem Krieg vor. Hintergrund ist hierbei der Vietnamkrieg, bei dem koreanische Truppen an der Seite der USA gekämpft haben.
Bereits Stan Ridgway erzählte in seinem Song »Camouflage« die Geschichte eines Geistersoldaten, der einem Mann während eines Gefechts das Leben rettet. Bei »R-Point« haben es die Protagonisten keineswegs mit guten Geistern zu tun. Der Hilferuf bringt sie auf eine sonderbare Lichtung mitten im Dschungel, in deren Mitte ein altes Kolonialgebäude der Franzosen steht (dieses äußerst bizarr und unheimliche Haus ist nicht aus dem Computer gezaubert, sondern es gibt es wirklich). Dort erhält der Funker sonderbare Meldungen eines französischen Soldaten, der ihn bald besuchen möchte. Später kann sich niemand mehr erinnern, ob der Hilfstrupp aus neun oder aus zehn Mann bestanden hat (eine Frage, die im Laufe des Films immer zentraler wird). Es kommt zu sonderbaren und wirklich gruseligen Geschehnissen, die »R-Point« zu einem wahren Genuss für Genrefans macht.
In Südkorea lief »R-Point« mit sehr großem Erfolg. Für den Ton und die Klangeffekte erhielt der Film den Grand Bell Award.

Die bei e-m-s erschienene DVD hat das Tonformat Dolby Digital 5.1 sowohl für die deutsche als auch die koreanische Fassung. Das Bildformat ist Widescreen 1,85:1 (anamorph). Als Extras gibt es ein Making-of, den Originaltrailer, den Teaser, einen TV-Spot und eine Trailershow.

»R-Point«
Südkorea 2004
Regie und Drehbuch: Kong Su-Chang; Produktion: Choi Kang-Hyuk
Darsteller: Kam Woo-Sung, Sohn Byung-Ho, Oh Tae-Kyung, u.a.
Laufzeit: ca. 107 Min.
Deutscher Vertrieb: e-m-s

© Max Pechmann (Text)

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