Kopfgeburten 2: Timewalk

(A5/80 Seiten/50 Ex./4+50 oder Fanzinetausch)
Bezug: Jürgen Thomann, Weil am Rhein

Die Zeitreise war schon immer ein beliebtes Thema der Science Fiction, und wie der jüngste Roman von Connie Willis (»Die Jahre des Schwarzen Todes«) zeigt, auch ein immer noch aktuelles. Im zweiten Themenband seiner Fanzinereihe »Kopfgeburten« beschäftigt sich Jürgen Thomann genauer mit einigen Teilaspekten der Zeitreise – eine umfassende Analyse, oder auch nur Überblick wird nicht geboten und im Rahmen des Artikels »Zeitreisen – Ein literarischer Einstieg« auch nur halbherzig versucht und angestrebt – eine zu große Materialfülle macht dies unmöglich…

Bevor ich genauer auf den Inhalt selbst eingehe, sei noch bemerkt, daß im Gegensatz zur ersten Ausgabe »Transreal«, in diesem Heft nicht nur einige Mitarbeiter auch ihr Scherflein beigetragen haben, sondern auch der persönliche Teil (der Transreal noch zu einem Egozine werden ließ) völlig fehlt. Als Nachteil ist dieser aber sicher nicht zu betrachten, eher im Gegenteil: es wäre durchaus erfreulich, wenn es mehr Fanzines gäbe, die sich solcherart mit einzelnen Aspekten der SF auseinandersetzen würden.

Die abgedruckten Kurzgeschichten bilden leider da nur Beiwerk: Thomas Appel versucht sich an einem ironischen Werk, das trotz der routinierten Ausarbeitung ein laues Gefühl beim Leser zurückläßt – da neben gelungenen Anspielungen auf Monty Phyton auch starke Erinnerungen an Michael Moorcocks Zeitreisegeschichten wach werden…
Armin Möhle hingegen gelangt (wie auch Jürgen Thomann, wenn auch in anderer Weise) über die Zeitreise wieder zum altbekannten Schema einer Zertrümmerung der Wirklichkeit.

Sein Studienfach (Physik) kann Jürgen dann im Essay »Zeitreisen – Ausflüge ins Nimmerland« nicht verheimlichen. Er befasst sich hier mit den Grundlagen und Auswirkungen einer Zeitreise und baut sich solcherart ein Gedankengebäude auf, bei dessen Besichtigung er den Leser jedoch leider überfordert.

Der Glanzpunkt des Heftes ist aber eindeutig die sorgsam durchgeführte und klar gestaltete Betrachtung der Geschehnisse in Robert A. Heinleins Zeitreisegeschichte »By his Bootstraps« (deutsch: »Im Kreis«). Nicht nur, daß Jürgen dem Leser die genauen zeitlichen Verwicklungen darlegt und offensichtliche Schwächen aufzeigt, nein, ergänzt wird dieser Artikel auch durch drei Zeittafeln in der Mitte des Heftes, die herausklappbar sind.

Wie schon die abgedruckten (und auch von Jürgen kommentierten) Leserbriefe zu Transreal zeigen, lohnt es sich, sich näher mit dieser Fanzinereihe zu befassen – jedenfalls für die, die sich das Interesse an der SF erhalten haben…

Quelle: FAW 85, 1993