Filmkritik: »Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere« (2014) – Feuer, Wahnsinn, Blut und Pathos in Mittelerde

»Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere« bringt die abenteuerliche Geschichte von Bilbo Beutlin (Martin Freeman), Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und der Gemeinschaft der Zwerge zu einem epischen Abschluss. Die Zwerge von Erebor haben den riesigen Reichtum ihres Heimatlandes zurückgefordert, müssen aber nun die Konsequenzen dafür tragen, dass sie den furchterregenden Drachen Smaug auf die schutzlosen Männer, Frauen und Kinder von Esgaroth losgelassen haben.
Als er der »Drachenkrankheit« anheimfällt, setzt der König unter dem Berg, Thorin Eichenschild, Freundschaft und Ehre aufs Spiel und macht sich auf die Suche nach dem legendären Arkenstein. Unfähig Thorin zur Vernunft zu bringen, sieht sich Bilbo zu einer verzweifelten und gefährlichen Entscheidung getrieben, nicht ahnend, dass noch größere Gefahren vor ihnen liegen. Ein alter Feind ist nach Mittelerde zurückgekehrt. Sauron, der Dunkle Herrscher, hat Legionen von Orks in einen Überraschungsangriff zum Einsamen Berg geschickt. Als sich die Finsternis über ihren eskalierenden Konflikt senkt, müssen sich Zwerge, Elfen und Menschen entscheiden, ob sie sich zusammenschließen oder vernichtet werden wollen. Bilbo kämpft um sein Leben und das seiner Freunde, während fünf große Heere in den Krieg ziehen.

Hobbit Die Schlacht der Fünf HeereDer Name des dritten und letzten Hobbit-Films – »The Hobbit – The Battle of the Five Armies« sagt eigentlich alles Wichtige über den Film aus: Fünf Heere ziehen in den Krieg. Nun mag sich der eine oder andere fragen, was nun eigentlich aus Smaug (gesprochen von Benedict Cumberbatch) wurde, diesem geschwätzigen Drachen, der sich im letzten Film noch ewig lange mit Bilbo Beutlin unterhalten hatte. Nun, Peter Jackson hatte wohl auch gemerkt, dass hier etwas fehlte und so findet die Geschichte von Smaug noch vor dem eigentlichen Vorspann des Films ihr Ende. Fast wie bei einem James-Bond-Film, in dem vor der bekannten Titelsequenz noch ein Bösewicht zur Strecke gebracht wird. Ist das ein Spoiler? Ich denke nein, denn was will man bei dieser dreiteiligen Verfilmung eines Kinderbuches überhaupt noch spoilern? Tolkien-Fans sind alle Details des Hobbits bekannt und alle anderen Kinobesucher haben sich schon am Ende des zweiten Films gefragt, warum der Drachenangriff in den dritten Film verlegt wurde. Denn dem zweiten Film hätten ein richtiger Abschluss und etwas Action am Ende durchaus gut getan (und dafür hätte man die eine oder andere Bootsfahrt etwas weniger ausführlich darstellen können).

Hobbit 3

Litt »Smaugs Einöde« zu großen Teilen darunter, dass schlicht nichts bewegendes passierte, so hat Teil 3 der Hobbit-Filmtrilogie den großen Vorteil, dass hier nun tatsächlich die titelgebende »Schlacht der fünf Heere« stattfindet und seeeehr ausgiebig zu sehen ist. Inhaltlich bringt diese Beschränkung auf die große Schlacht (die etwa 50% des Films ausmacht) aber auch wiederum große Probleme mit sich. So sehr man sich als Zuschauer darüber freut, dass die Handlung nicht nur ein ganzes Stück vorankommt und tatsächlich auch entscheidende Dinge passieren, so sehr leiden alle Figuren und vor allem alle Dialoge unter der trotzdem spürbaren Länge. Jeder Dialog ist scheinbar handlungsentscheidend und wird voller Pathos vorgetragen. Die Kamera harrt dabei auf den Figuren aus, jeder Moment, jedes schicksalshafte Wort wird voll ausgekostet. Sie werden getragen von der kräftigen Musik von Howard Shore, die als Soundtrack wie eine schwere, fettige Sauce über den oft etwas dünn geratenen und wortkargen Dialogszenen liegt und mehr Emotionen erzeugt, als die wenigen Worte die gesprochen werden. Welch Erholung ist es deshalb, wenn aus Bilbo Beutlin einfach mal ein paar Sätze heraussprudeln, die nicht schwer und träge, sondern lebendig und sogar humorvoll wirken! Welch Qual, wenn uns minutenlang der aufkeimende Wahnsinn von Thorin Eichenschild mit psychedelischen Bildern gezeigt werden soll.

Hobbit Battle of the Five Armies

Ach ja, die Schlacht. Business as usual. Peter Jackson zeigt hier keine Schwächen, sondern gönnte uns das gesamte Arsenal der Weta-Studios. Riesige Armeen aus Orks, Zwergen und Elben marschieren und kämpfen. Schwertkämpfe in der Landschaft Neuseelan… äh, Mittelerdes. Und Legolas zeigt wieder einmal unmögliche Stunts – er fliegt, er springt fallende Mauersteine hinauf, er zeigt alle Elbenkampftricks, die sich die CGI-Crew ausdenken konnte.

Mit nur knapp über zwei Stunden Laufzeit hat sich Peter Jackson im dritten Film stark zurückgehalten und so einen schlussendlich noch halbwegs versöhnlichen Film geschaffen, der zum Ende hin dann vor allem den perfekten Übergang zum »Herrn der Ringe« schaffen soll. Die Verabschiedungen der Figuren fallen kurz aus, der Zuschauer soll sich nach dem Willen der Filmmacher wahrscheinlich sowieso danach am besten gleich die HdR-Filmtrilogie ansehen. Und für die Hardcore-Fans wird es sicher noch eine Special Edition mit noch mehr Pathos und bedeutungsschwangeren Blicken geben. Alle anderen fragen sich letztlich noch einmal, warum der ehemals »kleine Hobbit« zu einem Dreiteiler ausgewalzt werden musste.