Filmkritik: »Final Fantasy« (2001)

Wir schreiben das Jahr 2065. Die Erde ist verwüstet und fast alle Lebewesen wurden durch schattenhafte, körperlose Außerirdische vernichtet. Das Ende jeglichen Lebens scheint nahe, denn der Kampf gegen die Aliens scheint aussichtslos. Dies ist die Ausgangssituation im CGI-Animationsfilm FINAL FANTASY, der am 23. August 2001 in den deutschen Kinos startet. Doch wie gut ist das digitale Spektakel?

Final Fantasy

Aki Ross und ihr älterer Kollege Dr. Sid glauben, daß jedes Wesen durch eine bestimmtes spirituelles Wellenmuster beschrieben, und damit auch wie jede andere Welle durch gezielte Interferenz mit einem entgegengesetzten Wellenmuster ausgelöscht werden kann. Und so plant man eine spirituelle Welle zu erzeugen, die die Aliens alle auf einen Schlag vernichten soll. Doch leicht ist das nicht: um diese besondere Welle zu erzeugen, braucht man acht verschiedene Schlüsselkomponenten, bzw. Lebensenergien.

Deshalb durchstreift Aki zu Beginn des Films auch alleine eine alte verlassene Stadt. Sie hat eine Lebensform geortet, die das passende Muster aufweist. Doch dummerweise tauchen die Außerirdischen Phantome auf! Gerade noch rechtzeitig trifft die Kampftruppe »Deep Eyes« ein, die Aki und die gesuchte Lebensform retten kann. Groß ist die Überraschung für Aki, als sich herausstellt, daß ihr alter Freund Gray Edwards der Captain der »Deep Eyes« ist.

Während sich Aki mit der »Deep Eyes«-Truppe auf die Suche nach den weiteren Schlüsselkomponenten für die spirituelle Gegenwelle macht, plant General Hein ein ganz anderes Vorgehen gegen die Aliens. Er will den Hauptsammelpunkt der Aliens auf der Erde mit gebündelter bio-ätherischer Energie aus einer gigantischen, im Weltraum stationierten Kanone beschießen. Dr. Sid hält dies jedoch für einen großen Fehler, denn er fürchtet, daß die Aliens so nicht getötet, sondern im Gegenteil noch stärker werden. Die Frage lautet also, ob es Aki schaffen wird, ihren gewagten Plan rechtzeitig umzusetzen…

Aki Ross, (c) Columbia Tristar
Aki Ross

Im Vorfeld wurde FINAL FANTASY vor allem wegen seiner sensationellen Fortschritte in der Computergrafik gepriesen. Die Macher wollten einen Kinofilm mit realistisch wirkenden Hauptpersonen komplett im Computer erzeugen und dabei alles so »echt« wie möglich wirken lassen. Viel, viel Aufwand war denn auch für die Gestaltung der Hauptpersonen nötig, um diese so menschlich wie möglich wirken zu lassen. Und tatsächlich ist dies auch bei so manchen Figuren halbwegs gelungen. Andere jedoch (ein negatives Beispiel ist hier z.B. General Hein) laufen immer noch wie eine Plastik-Marionette durchs Bild. Da wirkt es doch lächerlich, wenn sich ein Tom Hanks empört darüber äußert, daß bald keine Schauspieler mehr fürs Kino notwendig sein werden: so hölzern wie eine Final Fantasy-Figur kann einfach kaum ein Mensch spielen.

FINAL FANTASY hat zwar den Anspruch möglichst realistisch erscheinen zu wollen, optisch bleibt es jedoch immer noch eine Art »Trickfilm«. Das hat aber auch seine Vorteile: nur so ist es zu akzeptieren, daß manches unglaubwürdig bunt oder groß geraten ist. Die Optik ist aber natürlich sowieso ein Pluspunkt des Films – toll gemachte Actionszenen, bunte Geister und schöne Hintergründe können meist darüber hinwegtrösten, daß trotz vieler Mühen selbst die Hauptperson manchmal hilflos gegen ihre Künstlichkeit ankämpft.

Geister, (c) Columbia Tristar

Der große Negativpunkt von FINAL FANTASY ist jedoch seine verquere Handlung. Ich fand diese »spirituell-ätherische« SF-Geschichte nämlich arg blöd, und den mir aufgetischten Unsinn schwer verdaulich. Da werden also acht spirtuelle Schlüsselkomponenten gesammelt, um »Gaia«, dem Geist der Erde, zu einer Abwehrreaktion zu verhelfen. Es erscheint mit unverständlich, daß die japanischen Macher tatsächlich glaubten, damit auch ein europäisches Publikum begeistern zu können.

Ebenso blöd kam ich mir auch vor, als Aki Ross nach einer dreiviertel Stunde plötzlich die revolutionäre »Erkenntnis«hat, daß die eigentlich unsichtbaren, nur durch bio-ätherische Energie sichtbar zu machenden Aliens, die durch Wände gehen können und nicht stofflich sind, eigentlich Geister sind. Dem unbedarften Zuschauer war das nämlich schon nach wenigen Minuten klar.

Final Fantasy

Leider gelingt es den Actionszenen auch nicht, mir diese Geistergeschichte schmackhafter zu machen. Da wird zwar viel geschossen, und bunte Explosionen füllen den Schirm – doch Aki Ross und Gray Edwards bleiben farblose Figuren, die »unecht« wirken. Die Dialoge sind leider auch meist belanglos, und nur an wenigen Stellen witzig. Interessanterweise gelingt es nur zwei Nebenfiguren etwas »lebendiger« zu wirken: Neil Fleming, dem sarkastischen Piloten des Teams und Ryan Whittaker, der den guten Soldaten spielen darf.

Fazit: »FINAL FANTASY« ist leider nicht das erwartete Meisterwerk geworden, sondern »nur« ein optisch einmaliges CGI-Spektakel, daß manchmal halt so dumm und steril wie ein Computerspiel wirkt. Wer nicht mehr erwartet, wird sich hier sicher gut unterhalten – die anderen sollten es vielleicht lieber mal mit »Evolution« probieren. Der hat nämlich echte Schauspieler, eine echte Handlung und echte Gegner…

© Florian Breitsameter (Text), Quelle: Columbia Tristar (Bild)

Synchronstimmen:
Ming-Na (Aki Ross)
Alec Baldwin (Gray Edwards)
James Woods (General Hein)
Donald Sutherland (Dr. Sid)
Steve Buscemi (Neil Fleming)
Ving Rhames (Ryan Whittaker)
Peri Gilpin (Jane Proudfoot)
Annie Wu (?)
Crew:
Regie: Hironobu Sakaguchi
Drehbuch: Al Reinert, Hironobu Sakaguchi, Jeff Vintar
Produzenten: Jun Aida, Chris Lee, Akio Sakai, Hironobu Sakaguchi (Executive)
Musik: Elliot Goldenthal
Produktionsdesign: Mauro Borelli
Art Department: Kevin Bjorke