Filmkritik zu »Captain Marvel« (2019)

Captain Marvel (Brie Larson)

Im letzten Jahr kam es durch die Ereignisse in »Avengers: Infinity War« zur Auslöschung der Hälfte aller Lebewesen im gesamten Universum. Obwohl quasi alle bekannten Superhelden des Marvel-Universums gegen Thanos und seine Schergen antraten, scheiterten sie letztlich doch daran die Pläne von Thanos zu durchkreuzen – es gelang ihm alle Infinity-Steine in seine Gewalt zu bringen und seinen Handschuh einzusetzen. Nur wenige Helden waren nicht zum Kampf erschienen, darunter Ant-Man/Goliath (zu sehen in »Ant-man and the Wasp«), denn dieser hatten gerade ganz andere Probleme.
Black Widow, Spider-Man, Doctor Strange, Captain America, Iron Man, Black Panther, Hulk, Thor, die Guardians of the Galaxy – sie unterlagen allesamt dem Titanen. Doch wie wir nun in »Captain Marvel« erfahren, wussten die Avengers und die anderen (außer Nick Fury) gar nichts von der vielleicht mächtigsten Superheldin, die eventuell diese Katastrophe hätte verhindern können: Carol Danvers, alias Captain Marvel.

Marvel Studios‘ CAPTAIN MARVEL..Carol Danvers/Captain Marvel (Brie Larson)..Photo: Chuck Zlotnick..©Marvel Studios 2019

Kurzinhalt: CAPTAIN MARVEL spielt in den 1990er Jahren und beleuchtet Carol Danvers’ (Brie Larson) Entwicklung zu einer der mächtigsten Superheldinnen im Marvel Cinematic Universe. Im Verlauf der von CAPTAIN MARVEL erzählten Geschichte geraten Danvers und eine kleine Gruppe von Verbündeten in den Sog eines galaktischen Krieges zwischen zwei außerirdischen Völkern (den Kree und den Skrulls), der schließlich auch die Erde erreicht.

Der Film »Captain Marvel« hat das Problem, dass er uns von einer Superheldin erzählen muss, die bislang (außer in der Post-Credit-Szene von »Avengers: Infinity War«) nicht ein einziges Mal auch nur erwähnt wurde – und dies, obwohl sie die erste Person mit übermenschlichen Kräften war, der Nick Fury (Samuel L. Jackson) begegnete (Captain America war ja bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschollen). Marvel zaubert hier also eine Figur aus dem Hut, die eine wichtige Rolle in »Avengers: Endgame« spielen könnte. Oder in »Guardians of the Galaxy 3«. Oder einer ganz anderen Geschichte galaktischen Ausmasses…

Im Vorfeld der Pressevorführung wurde wieder einmal darum gebeten, möglichst wenig über die Handlung des Filmes zu verraten. Das nicht zu tun, ist aber gar nichts so schwer, denn die Geschichte, die der Film erzählt, und die von Kree und Skrulls handelt, ist leider deutlich weniger aufregend, als ich es mir gewünscht hätte. So wie »Black Panther« sicher nicht aufgrund seiner aufgefuchsten Handlung so erfolgreich wurde, so wenig wird »Captain Marvel« von der Originalität seiner Handlung getragen. Nein, »Captain Marvel« ist ein sehenswerter und empfehlenswerter Film geworden, weil er uns mit Carol Danvers eine glaubwürdige Hauptfigur präsentiert: eine selbstbewusste Frau und galaktische Heldin. Brie Larson ist sehenswert als Carol Danvers, denn ihr ist die Rolle auf den Leib geschneidert. Sie ist die Kampfpilotin, die Superheldin und auch das junge Mädchen, das gegen den Widerstand aller (vor allem ihres Vaters) ihren eigenen Weg gegangen ist.

Captain Marvel (Brie Larson)

Seit Jahrhunderten führen die Skrulls (Formwandler die jede Gestalt annehmen können) Krieg gegen ein anderes außerirdisches Volk, gegen die Kree. Zu den Kree gehört der Commander der militärischen Spezialeinheit Starforce, der von Jude Law dargestellt wird. Er ist Lehrmeister von Vers (Brie Larson), die darauf brennt endlich für die Kree in den Einsatz zu dürfen. Sie kennt nicht ihre Vergangenheit und weiß auch nicht, woher sie stammt. Aber die weiß, dass sie besondere Fähigkeiten hat und sie lernen muss , diese zu beherrschen. Aber als sie endlich zu ihrem ersten Einsatz darf, geht einiges schief und sie fällt in die Hände ihrer Feinde. Zwar kann sie entkommen, aber auf der Erde wird sie weitergejagt…

Soweit der Einstieg in die Handlung. Neben Brie Larson als Carol Danvers hat der Film zwei weitere wichtige Pluspunkte zu bieten – Samuel L. Jackson als jüngeren Nick Fury, der noch nicht SHIELD-Chef ist und zum anderen das Zeitkolorit. Nick Fury ist witzig und cool, aber er drängt sich auch nicht in den Vordergrund (der Film heißt ja nicht Nick Fury). Er spielt MacGyver (»Sie sollten sehen, was ich mit einer Büroklammer anstellen kann«), er redet darüber, dass er nur Fury genannt werden will und er verliert hier tatsächlich auch sein Auge. Er ist hier noch nicht der harte Mann und Befehlshaber, den wir aus den Avenger-Filmen kennen, sondern eher noch so eine Art Bürohengst im Dienste von SHIELD. Und da es die Neunziger sind, ist jede Internetrecherche mühsam und kann man einen Kaffee trinken, während sich die Webseite aufbaut…

Left: Talos (Ben Mendelsohn)

»Captain Marvel« stellt zurecht Carol Danvers in den Mittelpunkt und erzählt, wie sie zur mächtigen Superheldin wird. Das ist unterhaltsam, witzig, aber nicht immer so spannend, wie es sein könnte. Aber darum geht es hier letztlich auch gar nicht. Dies ist eine Origin-Story und sie zeigt, dass im Marvel-Universum auch Frauen ein wichtige Rolle spielen können (wobei man hier nicht vergessen sollte, dass Black Widow schon lange bei den Avengers ist und auch endlich ihren eigenen Film bekommen sollte). Dies ist ein Film, der auch junge Mädchen ansprechen und ihnen Mut machen soll. Und das gelingt dem Film perfekt.

Aber man darf nun wirklich gespannt sein, welche Rolle Captain Marvel in »Avengers: Endgame« spielen wird. Wird sie eine galaktische Armee anführen? Oder wird ihre Rolle eher klein sein? Und was erwartet uns in den weiteren Filmen? Ein Kampf gegen Adam Warlock? Ein Blick auf den legendären Kree-Skrull-Krieg aus den Comics? Man darf gespannt sein – diese Heldin wird uns alle noch überraschen!

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Filmtitel: Captain Marvel
Originaltitel: Marvel Studios‘ Captain Marvel
Startdatum: 07.03.2019
Regie: Anna Boden & Ryan Fleck
Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck, Geneva Robertson-Dworet und Jac Schaeffer
Darsteller: Brie Larson, Samuel L. Jackson, Ben Mendelsohn, Djimon Hounsou, Lee Pace, Lashana Lynch, Gemma Chan, Algenis Perez Soto, Rune Temte, McKenna Grace, Clark Gregg, Jude Law