Filmkritik zu »Spider-Man: Homecoming« (2017) – Der moderne Spider-Man

Inhalt: Nach seinem Debüt in »Captain America: Civil War« muss sich der junge Peter Parker/Spider-Man (Tom Holland) in »Spider-Man: Homecoming« erstmal mit seiner neuen Identität als Netze-schwingender Superheld anfreunden. Immer noch euphorisch von dem packenden Kampf mit den Avengers kehrt Peter in seine Heimat zurück, wo er mit seiner Tante May (Marisa Tomei) und unter dem wachsamen Auge seines neuen Mentors Tony Stark (Robert Downey jr.) lebt. Es fällt ihm jedoch nicht leicht, sich im Alltag zurechtzufinden – vielmehr will er beweisen, dass er mehr ist als nur der sympathische Spider-Man aus der Nachbarschaft. Als aber The Vulture (Michael Keaton) als neuer Gegenspieler auftaucht, gerät plötzlich alles, was Peter im Leben wichtig ist, in große Gefahr.



 
Kritik: 1999 kaufte Sony Pictures von Marvel für gerade einmal 7 Millionen US-Dollar die Kinorechte an der Figur Spider-Man von Marvel. Bereits in den 1990ern hatte James Cameron erfolglos versucht Spider-Man auf die Leinwand zu bringen, aber Sony gelang es ab 2002 gemeinsam mit Sam Raimi als Regisseur und Toby Maguire als Peter Parker eine erfolgreiche Spidey-Trilogie in die Kinos zu bringen. 2007 war damit jedoch Schluss, obwohl noch zwei, drei Jahre über einen vierten Spider-Man-Kinofilm von Raimi spekuliert wurde.

Um die Filmrechte nicht zu verlieren, startete Sony Pictures 2012 neu mit »The Amazing Spider-Man« und Regisseur Marc Webb und Andrew Garfield als Peter Parker. Manche Fans waren zwar etwas verärgert, dass dabei erneut die Geschichte erzählt wurde, wie Peter Parker zu Spider-Man wurde, aber der Film schlug sich an den Kinokassen ganz gut. Sony Pictures plante deshalb – auch angesichts des großen Erfolges, den die Marvel Studios mit ihren Filmes hatten – nicht nur eine Fortsetzung, sondern gleich eine ganze Reihe von Filmen. Die »Sinister Six« sollten einen eigenen Film bekommen, eventuell auch »Black Cat« und natürlich »Amazing Spider-Man« 2 und 3. Doch »The Amazing Spider-Man 2: Rise Of Electro« konnte weder die Kritiker noch die Kinozuschauer wirklich begeistern. Sony wurde klar, dass sich die Pläne so nicht einfach umsetzen lassen würden.

Darum kam die Ankündigung im Februar 2015, dass Sony Pictures nun gemeinsame Sache mit den Marvel Studios macht, um Spider-Man zurück in das große, aber vor allem enorm erfolgreiche Marvel-Filmuniversum zu bringen, letztlich nicht überraschend. Und auch die Neubesetzung der Titelrolle war nur logisch.



 
Zuerst muss ich eines loswerden: Tom Holland ist in meinen Augen der beste Spider-Man, den wir bislang auf der Leinwand gesehen haben. Der 21-jährige Schauspieler, der ein wenig wie eine jüngere Version von Matt Smith aussieht, verkörpert den jugendlichen Superhelden so perfekt wie keiner vor ihm. Die ersten beiden Spider-Man-Filme mit Tobey Maguire fand ich sehr gut, den dritten schon schwächer, und die beiden mit Andrew Garfield schlicht misslungen (und Garfield war für mich immer eine Fehlbesetzung, da er nie die Lebensfreude der Figur aus den Comics ausstrahlen konnte).

Tom Holland präsentiert uns einen witzigen Peter Parker, der hier erstmals nicht die Last der Schuld am Tod seines Onkels mit sich rumschleppen muss, und der eine junge Tante hat, die nicht wie seine Oma aussieht und agiert. Dieser Peter Parker erzählt uns nicht schon wieder seine Origin-Story, sondern erwähnt sie nur mal eben kurz im Gespräch mit seinem besten Freund. Er ist ein Junge, der nicht unter dem Anspruch »Aus großer Macht folgt große Verantwortung!« leiden muss, sondern der auch mal Spaß haben darf und vor allem auch Spaß als Superheld haben will. Und er ist ein moderner Spider-Man, der Tony Stark als Mentor hat, und einen Spider-Man-Anzug mit allerlei technischen Gimmicks dafür bekommen hat, die er natürlich auch mal ausprobieren will.

Spider-Man ins große Marvel-Filmuniversum einzubinden (und damit auch Marvel den Zugriff auf Spider-Man zu erlauben) hat sich für Sony Pictures auf jeden Fall gelohnt: »Spider-Man: Homecoming« profitiert ungemein davon, dass die Figur bereits eingeführt ist und die Randbedingungen bekannt sind. Und natürlich davon, dass man nun den Hintergrund der Marvel-Filmwelt nutzen kann und Tony Stark (Robert Downey jr.) dem Kleinen wortwörtlich unter die Arme greifen darf.



 
Der Film ist vielleicht sogar der beste Spider-Man-Kinofilm bisher, da auch der Gegner besser und glaubwürdiger agiert als jemals zuvor. Michael Keaton spielt keinen durchgeknallten Bösewicht, der irgendwie Superkräfte entwickelt war, aber darüber wahnsinnig wurde, sondern mit dem Vulture (Geier) einen Schrotthändler, der mit seinem Team die vielen Trümmer und Überreste des Kampfes der Avenger gegen die Chitauri aufräumte und dabei das eine oder andere Alien-Artefakt entdeckte und einsackte. Als dies illegal wurde, machte er im Untergrund weiter und alles wäre gut gegangen, wenn nicht eines Tages Spider-Man auf einen seiner Männer aufmerksam geworden wäre… Michael Keaton macht hier seine Sache gut und spielt einen Kriminellen mit Gaunerehre, keinen Verrückten. Und er kann uns im letzten Teil des Films sogar noch einmal richtig überraschen!

Kurz und gut: Spideys Neustart unter neuem Vorzeichen ist perfekt gelungen. Spider-Man ist vielleicht noch kein Avenger, aber eine wertvolle Ergänzung des Marvel-Filmuniversums. Vielleicht sogar der beste Superhelden-Film des Jahres!


 
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