Andrew Harman – Die Nanowichte

Die Nanowichte

Heyne Verlag, TB 06/5908
ISBN 3-453-12697-1
Titel der Originalausgabe: »The Scrying Game«
aus dem Englischen von Jakob Leutner
Titelbild von Krzysztof Wlodkowski
München 1997, 16.90 DM, 430 Seiten

Thaumaglobin ist der Stoff, den man zum Zaubern und Prophezeien braucht. Jemand, dessen Körper ihn nicht selbst produziert, der – tja, der hat verloren. Oder er schummelt sich durch wie der für die Avocadoernte zuständige Prophet Quintzi Cohatl, dessen Karriere jedoch durch ein – leider – unvorhergesehenes Ereignis jäh beendet wird. Auf seiner daraufhin dringend nötigen Flucht trifft er auf drei Nanowichte – mikroskopisch kleine Heinzelmännchen, die alle Aufgaben und Reparaturen gerne und prompt erledigen. Alles wäre wunderbar, wenn sie nicht diesen kleinen Fehler hätten: einen großen Bedarf an Thaumaglobin… Da Quintzi die wertvolle Hilfe der Winzlinge nicht missen möchte (und außerdem feststellt, daß Thaumaglobin auch auf ihn ungeahnte Wirkungen hat), muß er zu drastischen Mitteln greifen, um an den begehrten Stoff heranzukommen.

Ohne größere Verwicklungen geht so was natürlich bei Harman nicht ab, und deshalb ist das Buch bevölkert von einer Vielzahl hervorragend charakterisierter Gestalten: sich langweilende Zauberlehrlinge, eine Rastakolonie mitten im Urwald, ein nach Polo verrückter Zauberer und nicht zuletzt der grimmige Überwachtmeister Strappado, der seit einem unglücklichen Zwischenfall mit einem Zauberer und dem Kaninchen seiner Lieblingsnichte Jagd auf alles macht, was auch nur annähernd nach Magie aussieht.

Wie bei Harman üblich sind die Charaktere bis in die Einzelheiten ausgefeilt, die Story ist zusammenhängend, hinreichend absurd und zum Schreien komisch erzählt, und das ganze Buch ist einfach von vorne bis hinten das reinste Vergügen.
Um wunschlos glücklich zu sein, wäre allerdings eine bessere Behandlung (sprich Korrekturlesen) durch den Verlag nötig gewesen – solche Tipp- und Satzfehler haben Die Nanowichte wahrlich nicht verdient.