Gert Heidenreich – Abschied von Newton

Abschied von Newton

Deutsche Verlags-Anstalt, gebundene Ausgabe
ISBN 3-421-05146-1
Originalausgabe
Stuttgart 1998, 316 Seiten

Gert Heidenreich ist im Phantastikbereich kein unbekannter Autor. Gewann er doch 1995 den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar, der einer der drei großen Genre-Auszeichnungen in Deutschland ist.

In seinem fünften Roman spielt der junge Arun die Hauptfigur. Arun stammt aus Nepal und kam durch seine Akrobatik zu einem Wanderzirkus, in dem er als Ein-Mann-Show auftritt. Getragen durch seine Liebe zur Seiltänzerin Blandine gelingt ihm eines abends das schier unfaßbare: er springt ohne Hilfsmittel einen vierfachen Salto und verfehlt einen fünffachen nur knapp. Noch sensationeller ist aber die Tatsache, daß es Arun gelingt zu schweben! Wirklich zu schweben, ohne jegliche Hilfsmittel. Der Glaube an seine Religion und die Liebe zu Blandine scheinen Newtons Gesetz der Schwerkraft ad absurdum geführt zu haben. Durch Blandines eifersüchtigen Ehemann wird das Zirkuszelt kurz darauf zerstört und einige Artisten in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Aruns Fähigkeit wird geschickt vermarktet und sowohl die Politik, die Kirche als auch die Wirtschaft sind an dieser brennend interessiert. So beginnt ein Machtpoker hinter den Kulissen, dem Arun ganz unvoreingenommen gegenübersteht. Für ihn zählt einzig und allein die Liebe zu Blandine. Durch sie wird er über alle Abgründe getragen und schwebt elegant durch die Lüfte.

Allerdings muß sich diese Liebe einiger Gefahren und Anfeindungen erwehren, da man Arun für sehr unterschiedliche Zwecke gewinnen möchte.

Gert Heidenreich besitzt einen wirklich lesenswerten Schreibstil. Die Handlung ist sehr lebendig dargestellt, die einzelnen Figuren gut charakterisiert.

Der Roman beinhaltet einen gehörigen Teil Gesellschaftskritik. Auch wenn die Handlung größtenteils in der nahen Zukunft spielt, so könnten sich Geschehnisse bereits jetzt genauso entwickeln wie in Heidenreichs Roman. Die Darstellung von Kirche, Staatsmacht und Wirtschaft ist zwar bewußt überspitzt beschrieben, wirkt aber sehr realistisch und glaubhaft. Das Heidenreich auch in anderen Literaturgattungen zu hause ist, kommt diesem Roman nur zu gute.

Ein wirklich lesenswertes Stück Phantastik eines deutschsprachigen Autoren.