M. John Harrison – Nova

Nova

Originaltitel: »Nova Swing«
Übersetzt von Marianne und Hendrik Linckens
Roman, Heyne Science Fiction 2007
ISBN 3-453-52291-6, 350 Seiten, € 8,95

M. John Harrison beeinflußte mit seinen frühen Romanen den Stil einer ganze Generation britischer SF-Autoren, die ihn entsprechend loben und preisen, wann immer er selbst wieder zur Feder greift. Sein letzter Roman »Licht« war ein komplexes, einfallsreiches, aber auch düsteres und nicht leicht zu lesendes Werk. Der neue Roman, »Nova Swing« (auf deutsch absurderweise nur »Nova«), nutzt denselben Hintergrund, ist jedoch keine wirkliche Fortsetzung. Wer allerdings die von Harrison in »Licht« eingeführten Begriffe und Situationen nicht kennt, wird mit »Nova Swing« einige Verständnisschwierigkeiten haben.

Der Roman spielt am »Strand«, einem nicht näher beschriebenen Bereich am Rand einer rätselhaften »Zone«, in der fremdartige, unerklärliche Bedingungen herrschen. Die Romanfiguren sind mehr oder weniger kaputte Typen, die in den Kneipen des »Strandes« herumhängen. Sie verdienen ihr Geld damit, Touristen in die »Zone« zu bringen oder dort sonderbare, möglicherweise wertvolle Dinge zu bergen. Es gibt einen alten Mann, der im Sterben liegt, nachdem er so weit wie kein anderer in die »Zone« vorgedrungen ist, einen Touristenführer, der die weibliche Kundschaft in der »Zone« beglückt, und einen Detektiv, der seit fünfzehn Jahren den Mörder seiner Frau sucht und keine einzige Spur gefunden hat (und den Fall auch nie lösen wird).

Harrison schreibt keine knallige Space Opera und auch keinen SF-Thriller, sondern liefert ein tristes, melancholisches Stimmungsbild, das mit surrealen Eindrücken durchsetzt ist. Möglicherweise dachte er dabei an die Filme von Aki Kaurismäki – zumindest zitiert er häufig finnische Tangos. Was ihm nicht gelingt, ist, beim Leser irgendwelche Sympathien für seine Figuren zu wecken, und genau daran scheitert der Roman. Selbst die angedeuteten Liebesgeschichten und -szenen enden irgendwann mit dem wiederholten Gebrauch des Wortes »ficken«. Dies halte ich für trostlos und öde. Wenn man akzeptiert, daß der Autor keine gewöhnliche Geschichte mit Anfang, Mitte und Schluß schreiben wollte, dann wünscht man sich zumindest ein Gespür für interessante Situationen und Charaktere. In »Nova Swing« gibt es hingegen nur vage Andeutungen auf ein fabelhaftes Buch, das Harrison möglicherweise hätte schreiben können.

Fazit: experimentelle Sadcore-SF mit interessanten Ansätzen. (Achtung: Cover und Klappentext haben mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun!)