Neal Asher – African Zero

African Zero von Neal Asher

Cosmos Books, Taschebuch
Titelbild von David Maverick
2001, $ 15.-, 152 Seiten

In Deutschland erschienen von Neal Asher bislang bisher nur seine Romane »Gridlinked« (»Der Drache von Samarkand« und »The Skinner« (»Skinner – Der blaue Tod«), aber viele seiner stilistischen Tricks hat Asher in seinen zahlreichen Kurzgeschichten gelernt, die in erster Linie in semiprofessionellen Magazinen erschienen.

In verschiedenen Interviews erläutert Asher, daß die Kurzgeschichte nicht unbedingt seine Lieblingsform der Publikation ist, sondern in den letzten Jahren nur deshalb von ihm Kurzgeschichten veröffentlicht wurden, weil die Romane förmlich im Computer steckengeblieben seien.

Die beiden Novellen »African Zero« und »The Army of God« erschienen zuerst in drei Teilen in THREADS, bevor Cosmos Book sie in dieser sehr dünnen, aber schönen hochformatigen Ausgabe veröffentlichte.

Afrika in einer unbestimmten Zukunft. Der schwarze Kontinent ist wieder bevölkert von den verschiedensten Tierarten (neben Raubtieren auch Mammuts) und eine Mischung aus Dschungel und hochwertiger Technik. Viele dieser Tierarten verdanken ihre Wiedergeburt dem Collector, einem Cyborg mit menschlichem Gehirn, der durch die Weiten streift und Muster sammelt, um sie für eine spätere Zeit zu konservieren. In „African Zero“ stellt uns Asher den Background vom COLLECTOR vor, der zusammen mit einer Beamtin einen Mammutmörder suchen und zur Strecke bringen muß. Die Hauptfigur ist einige Tausend Jahre alt und durch seine künstliche Haut kann er seine Umgebung wie ein Mensch fühlen. In den letzten Jahren hat er neben dem Samen für Mammuts auch Pygmäenvampire und richtige Vampire ins Leben zurückgerufen. Der gesuchte Mörder ärgert ihn durch die Arroganz, SEINE Tiere zu töten. Seine ehemalige Ehefrau hat sich mit einer abenteuerlichen Endzeitsekte zusammengetan und entpuppt sich schließlich als das böse Gegenstück zu ihm, die in ihrem neuen Körper einfach wahnsinnig geworden ist.

In der zweiten Novelle „The Army of God“ bekämpft unser dunkler Vigilante eine verrückte Endzeitsekte, die auf Madagaskar ein Sklavenlager für Menschen eingerichtet hat und dessen Einfluß bis ins All reicht. Und der Collector hat seinen eignen Panzer zur Verfügung.

Die Figur des Collectors ist eine Mischung aus Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger mit der Nachdenklichkeit eines Intellektuellen. Die Erde ist inzwischen fast menschenleer, die Menschheit hat sich ins All ausgebreitet und viele haben ihren Ursprung vergessen. Wie ein Phantom aus der Vergangenheit, das an die Zukunft glaubt, versucht der geheimnisvolle Collector seine Umwelt zu schützen und ein wildes Afrika (wie wir es aus den Roman von Haggard kennen) zu erschaffen. Menschlicher als seine Mitmenschen, zu den Tieren liebevoll, zu den Sektenanhängern aber gnadenlos, präsentiert hier Asher einen faszinierenden Helden, von dem man auf jeden Fall mehr lesen möchte. Besonders in der ersten Novelle baut er einen schönen Background auf, zusammengesetzt aus kleinsten Geschichten und Anekdoten. In einer rät er dem drittletzten der Vampire, sich auf Menschen zu konzentrieren und nicht nur ihr Blut zu trinken, sondern mit ihnen auch Kinder zu zeugen. Diese wären nicht mehr reinrassig, aber sie könnten zumindest seine Art weitertragen.

Ein bißchen schade ist es, daß er in der zweiten Novelle mehr der Hammer schwingt. Natürlich liest es sich nicht schlecht, wenn unser Held die bösen Finsterlinge reihenweise zu ihrem Schöpfer schickt, aber die Atmosphäre, die vertraute Fremdartigkeit des afrikanischen Kontinents fehlt dabei komplett. Spannende Lektüre sind beide Novellen allemal, aber ein bißchen mehr „sense of wonder“ hätte man sich als Leser doch gewünscht.

Die beiden Geschichten zeigen noch einmal deutlich, daß Asher ein ungewöhnlicher Erzähler ist, der sich seine skurrilen Ideen aus der Fanszene hinüber in den professionellen Bereich gerettet hat und man darf nur hoffen, daß er sich diesen Schwung und diese Unbekümmertheit noch lange behält.