Roger MacBride Allen – Der Ring von Charon

Der Ring von Charon, (c) Heyne

Erster Roman der Reihe »Die heimgesuchte Erde«
Heyne-Verlag, TB 06/5912
ISBN 3-453-13294-7
Titel der Originalausgabe: »The Ring of Charon«
aus dem Amerikanischen von Martin Gilbert
Titelbild von Zoltan Boros
München, November 1997, 17.90 DM, 558 Seiten

Larry O’Shawnessy ist ein junger, ambitionierter und genialer Student, der mit Hilfe des »Rings von Charon«, einem riesigen Teilchenbeschleuniger, Gravitationsforschung betreibt. Und gerade als das Forschungsinstitut auf dem Planeten Pluto geschlossen werden soll, gelingt Larry nicht nur eine wissenschaftliche Sensation, sondern er kann auch einen gebündelten Gravitationsstrahl in Richtung Erde schicken, der eine unerwartete Katastrophe auslöst… Durch die Aktivierung eines uralten Mechanismus verschwindet die Erde und das Sonnensystem steht seiner Vernichtung bevor.

Roger MacBride Allen versucht sich mit diesem Roman an einem großen Katastrophenroman, und er fährt große Geschütze auf, um den Leser zu beeindrucken – hier ein schwarzes Loch, dort eine gigantische Maschinerie und schlußendlich sogar die drohende Vernichtung eines ganzen Sonnensystems. Doch dies ist alles nur Effekthascherei, die rasch ihren Reiz verliert. Und alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Autor unfähig ist echte, lebendige Personen zu schildern. Dem Leser werden nur langweilige Abziehbilder geliefert: dort das junge, unsichere Genie, hier die etwas dickliche, geniale Frau, dort der männliche, athletische Draufgänger. Echte Emotionen aber sucht man vergebens, und selbst das Verschwinden der Menschheit löst nur eine kurze Niedergeschlagenheit aus. Und natürlich treten nur Wissenschaftler und Techniker auf… Kein Wunder also, daß dem Leser keiner der Handlungsträger etwas bedeutet, oder im Gedächtnis bleibt.

Roger MacBride Allen macht zuletzt auch noch den Fehler einen viel zu leicht zu durchschauenden maschinellen Gegner zu schildern (einen fremden Gegner sollte man auch entsprechend schildern), dessen »Gedanken« der Leser auch noch immer wieder als Zwischenspiel ertragen muß. Ein böser Rückfall in die Sichtweise der Computer der Fünfziger Jahre…

Wie der obige Absatz vielleicht schon zeigt, kann ich das Buch kaum guten Gewissens weiterempfehlen. Für einen Heftchenroman wäre das Geschreibsel von Roger MacBride Allen vielleicht noch akzeptabel, aber als Taschenbuch ist es eine Enttäuschung. Die Handlung ist zu langatmig, die Charaktere zu flach und uninteressant und das Ende viel zu sehr auf eine Fortsetzung ausgelegt.

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