Stephen Baxter – Titan

Titan von Stephen Baxter

Heyne Verlag, 06/6351
Titel der Originalausgabe: »Titan« (1997)
aus dem Englischen von Martin Gilbert
Titelbild von Chris Moore
München, September 2000, 24.90 DM, 892 Seiten

Stephen Baxter, 1957 im englischen Liverpool geboren, gehört zu den bemerkenswertesten Autoren der modernen SF-Literatur. Seine Bücher genügen fast ausnahmslos beachtlichen literarischen Ansprüchen ohne dabei an Spannung und Dramatik zu verlieren. Spätestens seit seinem Roman »Mission Ares«, der detailgetreuen Beschreibung einer Marsmission unter den Bedingungen der Apollo-Ära , weiß man, dass Baxter nicht nur über Abenteuer in fernen Galaxien spannend und unterhaltsam zu schreiben vermag.

Auch die Handlung seines neuen Romans »Titan« ist wiederum in unserem Sonnensystem angesiedelt. Ausgangspunkt der Ereignisse ist eine reale Expedition zum Planeten Saturn und seinen Monden. Am 15. Oktober 1997 wurde die Raumsonde Cassini gestartet. Cassini führt die kleinere Huygens-Sonde mit sich, diese soll im Jahr 2004 auf dem Saturnmond Titan landen und über die »Muttersonde« Daten zur Erde senden. In Baxters Roman ist die Huygens-Sonde erfolgreich gelandet und sie macht eine sensationelle Entdeckung: Es gibt Spuren primitiven Lebens auf Titan!

Die NASA beschließt ein bemanntes Raumfahrzeug in das Saturnsystem zu entsenden. Basierend auf der Technologie des Space-Shuttle-Programms und versehen mit Komponenten der Apollo-Missionen begeben sich 5 Wissenschaftler und Astronauten auf eine Forschungsreise voller Gefahren und menschlicher Tragödien. Allein 6 Jahre wird die Mannschaft für den Hinflug zum Titan benötigen und ob es je eine Rückkehr zur Erde geben wird, das steht buchstäblich in den Sternen.

Eingebetet in die Handlungsebene des Raumfluges ist die Beschreibung gewaltiger politischer und technologischer Veränderungen auf der Erde. Das Zukunftsbild, das Baxter hier entwirft, beschreibt eine Welt voller militärischer Eskalationen und damit verbundener nationalistischer Bestrebungen. Auf der einen Seite verzeichnet die Wissenschaft enorme Fortschritte, auf der anderen Seite werden Probleme wie Hungersnot und Umweltverschmutzung zunehmend zu einer Gefahr für das fortbestehen der Menschheit. Dieser Teil des Romans entwickelt sich zu einem beklemmenden Endzeitszenario, einzig die auf Titan gestrandeten Überlebenden sind die womöglich letzten Hoffnungsträger einer anders gearteten Zukunft.

Baxters Charaktere überzeugen durch ihre Realitätsnähe. Es sind Menschen, die sich permanent auf dem schmalen Grad zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Hoffnung und Verzweiflung bewegen.