Timothy McNeal – Das Grab des Fürsten

Timothy McNeal Das Grab des FürstenRainar-Nitzsche-Verlag, Phantastik 18
ISBN 3-930304-50-3
Umschlaggestaltung von Dr. Rainar Nitzsche
Kaiserslautern 1999, 25.- DM, 139 Seiten

Novellen sind selten geworden. Sie sind zu lang, um in einer Kurzgeschichtensammlung Platz zu finden, und zu kurz um als Roman veröffentlicht zu werden. Doch Dank des Verlags von Dr. Rainar Nitzsche kann man als Leser nun bereits zum dritten Mal einen phantastischen Kurzroman von Timothy McNeal genießen.

„Das Grab des Fürsten“ bildet außerdem zusammen mit den beiden Vorgängerwerken „Die Farbe des Schwefels“ (Phantastik 14) und „Der Tod der Physiker“ (Phantastik 17) – die beide auch für den SFCD-Literaturpreis nominiert waren – eine thematische Trilogie. In ähnlicher Weise, jedoch mit anderen Protagonisten werden drei unterschiedliche Aspekte der Phantastik und der SF angeschnitten (Zeitreise, Kosmologie und jetzt die Mythologie). Das direkte Bindeglied stellt der englische Colonel Arnold Chesterton-Bath dar, der in allen drei Werken seinen Auftritt als Berater hat.

Jeremias Christmann kehrt nach vielen Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück. Eigentlich wollte er sich nur um die weitere Pflege des elterlichen Grabes kümmern, doch das Schicksal will es anders. Sein Mietauto muß in die Reperatur und auf dem Friedhof trifft er eine alte Freundin aus Schulzeiten, die gerade am Grab ihres Sohnes trauert. Ein Mordfall, dem noch drei weitere Menschen zum Opfer fielen. Und wie eine ganze Reihe weiterer seltsamer Morde ist er noch immer ungeklärt… Ist dies das Werk eines alten Kultes?

Mitten in Rheinhessen ist Timothy McNeals dritter Geniestreich angesiedelt. Seine Protagonisten (fast alle im Alter von 40 – 60 Jahren) sind gut beobachtet und mitten aus dem Leben gegriffen. Sie erleben den Einbruch des Phantastischen in das einfache bürgerliche Leben, sie erfreuen sich an gutem Essen, Sex und Literatur. So verwundert es auch nicht, daß u.a. „Endymion II“ von Dan Simmons und Werke von Stephen King Erwähnung finden. Freundschaften bilden sich bei mehreren Gläsern Pils und gemeinsam versucht man das Rätsel der Morde zu lösen.

Timothy McNeal reichert den Erzählfluß geschickt mit Gedichten und Einblicken in die Gedankenwelt an; er komponiert mit wenigen Worten eine moderne Phantastik, die den Leser unweigerlich in seinen Bann zieht.