PERRY RHODAN: Odyssee 1-3

Nach dem ersten Sechsteiler „PERRY RHODAN: Andromeda“, der von November 2002 bis April 2003 bei Heyne erschienen ist, kommt mit „PERRY RHODAN: Odyssee“ nun das zweite Joint Venture zwischen VPM und Heyne auf den Markt. Optisch mit Titelbildern von Oliver Scholl und einem modernen Layout ausgestattet, finden sich in den sechs Taschenbücher – geschrieben von ausgewählten Teamautoren und einigen Jungfüchsen, von Newcomern kann man nicht mehr sprechen – auch sehr lange sekundärliterarische Beiträge, die bei einem für den heutigen Taschenbuchmarkt günstigen Preisleistungsverhältnis neue Leser an die Heftromane heranführen und alte Hasen begeistern sollen. Inzwischen hat das Team aus dem Hause VPM entschieden, diese auch kommerziell erfolgreiche Zusammenarbeit weiterzuführen und jedes Jahr einen Sechsteiler erscheinen zu lassen.
Nachdem „PERRY RHODAN: Andromeda“ inzwischen in mehreren Auflagen erschienen ist und bei Kritikern und Lesern sehr gut ankam (auch wenn reine Heftromanleser zum Teil nicht verstanden haben, daß auf die Taschenbücher nur ein kurzer Bezug genommen und ansonsten eine selbstständige Geschichte erzählt wird), stellt sich die Frage, ob der zweite Streich ebenso erfolgreich wird.


Die Kolonisten der Zukunft, (c) HeyneHubert Haensel
Die Kolonisten der Zukunft
Wilhelm Heyne Verlag, TB 01/19007
November 2003, 6,95 €, 316 Seiten

Hubert Haensel gehört inzwischen zu den routinierten Autoren. Ein Mann für Sonderprojekte wie die beiden umfangreichen Kosmos-Chroniken, die in ihrem Mittelpunkt auch gleichzeitig zwei seiner Lieblingsfiguren mit Reginald Bull und Alaska Saedelaere hatten, aber auch ein pünktlicher Teamplayer, der bei Terra ASTRA begann und über die Schwesterserie ATLAN inzwischen bei PERRY RHODAN gelandet ist. Jahrelang schrieb er neben den phantastischen Abenteuern noch Krimis, Frauenromane, und die von ihm selbst konzipierte Bastei-Heftromanserie DIE ABENTEURER, die es im Zaubermond-Verlag immerhin noch auf 14 Hardcover (zusammen mit den 38 Heftromanen) brachte. Haensel stand kurz davor, wieder unter den Deckmantel Hubert Simon zu schlüpfen und weitere Abenteuer zu schreiben. Danben arbeitete der 1952 geborene Haensel bis ins Jahr 2002 hinein noch als Sparkassenkaufmann, teilte seine Freizeit für seine Familie, das Schreiben und auch die Fotographie ein, bevor er schließlich die Bank verließ, um sein Glück nur noch mit der Feder zu versuchen.
Zusammen mit Hanns Kneifel und Uwe Anton bildet er bei ODYSSEE den erfahrenen Part und hat gleichzeitig die schwierige Aufgabe, den Leser zu Beginn der Reise mitzunehmen und einzufangen. Dies ist nicht immer ein leichtes Unterfangen, denn oft sind die Auftaktbände ob ihrer tonnenschweren Aufgabe, nicht nur ein Szenario zu entwickeln, sondern auch einen Haufen noch Figuren einzuführen, die am schwersten zu schreibenden Bände einer Serie. Uwe Anton hat das zweimal brillant gelöst. Sein erster Heftroman des Centauri-Zyklus‘ ist genauso spannend, wie der brutal unheimliche Auftakt zu dem Andromeda-Abenteuer im letzten Jahr.

Der rote Planet soll wieder besiedelt werden. In Begleitung der Presse führen Perry Rhodan und Reginald Bull an Bord eines Mars-Liners, der schon vor vielen Jahren die ersten Marsbewohner (!!!) in ihre neue Heimat brachte, eine Gruppe von dreißig Personen auf den Mars.

Plötzlich verändert sich die Landschaft und eine gewaltige Stadt taucht vor ihnen auf. So gewaltig und fremdartig, daß die Stadt nicht von Menschenhand und nicht in der Gegenwart gebaut worden sein kann. Nach den ersten Erkenntnissen sind sie zwar räumlich noch auf dem Planeten Mars, doch er heißt inzwischen Balance-B und die Zeit ist eine Milliarde von der Gegenwart und dem Ausgangspunkt der Reise entfernt. Der gewaltige Abgrund der Zeit regt aber weder die beiden Unsterblichen, noch die „normalen“ Zeitgenossen sonderlich auf. Das kann an der gewaltigen Zahl liegen oder an der Tatsache, daß die kleine Gruppe schon bald beide Hände voll zutun hat.

Kurzentschlossen sperrt u.a. Perry Rhodan die Presse in einen Schrank, weil sie eine Kamera unerlaubterweise in die Zentrale geschickt hatten. Die Menschen erwecken nur das Interesse der Wissenschaftler von Cor-Morian, vogelähnlichen Lebewesen, die die Neuankömmlinge in einen zwei Kilometer hohen Turm führen. Dort offenbaren sie dem Erben des Universums ihr Problem. Sie leben in einem Konflikt mit den Nodronen, doch bevor sie weitere Informationen erhalten, wird der Turm angegriffen und die Menschen rennen um ihr Leben. Eine Gruppe um Reginald Bull und seine junge, rothaarige Freundin Fran Imith, die er in der aktuellen Heftromanserie beinahe geheiratet hätte, wenn nicht der Sternenozean aufgetaucht wäre, erreichen mit letzter Kraft das Schiff. Rhodan rettet inzwischen einen Teil der Gruppe und kann aus dem Gebäude mit einem Gleiter fliehen. Natürlich sind die Angreifer die erstaunlich menschenähnlichen Nodronen.

In einer Anspielung auf den 11. September bricht der Turm schließlich unter den Angriffen zusammen, der Liner kann sich aber absetzen und sich für einen Augenblick in Sicherheit bringen. Die Nodronen suchen nach dem Raumer und die Menschen versuchen das Raumschiff auf einem anderen Parkdeck zu verstecken und sich wieder zu den vogelähnlichen Wissenschaftlern durchzuschlagen. Dabei werden einige Mitglieder getötet. Die einzige Möglichkeit scheint eine Flucht vom roten Planeten zu sein…

Im Laufe ihrer Flucht erhalten sie einige Informationen in Bezug auf die Kosmokraten, die hyperphysikalischen Konstanten und das Leben an sich. Es soll wieder ein Schwarm gebaut werden, der schon einmal das intelligente Leben in der Galaxis befruchtete.

Auf den ersten Blick hat Haensel einen sehr interessanten, rasant geschriebenen und kurzweilig unterhaltsamen Roman geschrieben. Im Gegensatz zu den „brennenden Schiffen“ der ersten Serie kann sich der Leser aber nicht mit den Charakteren identifizieren. Obwohl sie eine Milliarde Jahre in die Zukunft geschleudert werden, nehmen sie dieses unnatürliche Phänomen oder den beabsichtigten Anschlag hin, wie einen kleinen Auffahrunfall. Die beiden Unsterblichen werden das schon richten, scheint die beiläufige Meinung zu sein. Dabei bildet diese Gruppe von unfreiwilligen Zeitreisenden eine gelungene Mischung aus skurrilen Charakteren wie z.B. Quart Homphe, einem Künstler mit einer eingebildeten (!) Katzenhaarallergie, der sich nörgelnd und zeternd als Antiheld durch die Handlung schlägt und sich von einer Schablone zu einer dreidimensionalen Figur entwickelt, oder dem Ehepaar Ronika und Khirm Smertens, beide Planetenforscher, die auf einer der zu erschließenden Welten ihre Tochter verloren haben. Sie wollen ausbrechen, finden keine Jobs und kehren schließlich als Terraformer wieder auf den Mars zurück. Sie sterben schließlich bei der Flucht vor den Nodronen aus dem Hotel. Hinzu kommt noch mit Ron Dyke ein Statist und mit Fran eine energische Kämpferin, gleichzeitig eine Agentin des TLD, eine Liebhaberin des roten Planeten und schließlich auch Bullys neue Freundin.

Während in der ersten Hälfte des Buches die Ereignisse ein bißchen unmotiviert vorbeiziehen und der Leser sich schon wundert, warum die fremdartige Ausgangsituation so wenig Spuren bei den Figuren hinterläßt, bewegt sich die Handlung im Laufe der zweiten Hälfte des Buches immer schneller und geradliniger. Bei diesen diversen Actionszenen kommt es nicht mehr auf die Charakterisierung der Protagonisten an, zu sehr wird phasenweise auf die Unsterblichen verwiesen, die aus ihrer jahrtausendelangen Erfahrung das „Ding“ oder was immer es auch ist, schaukeln werden.

Als Haensel seinen Beitrag zu „Andromeda“ ablieferte, hatte er nicht nur Beiträge zu Perry Rhodan in der Pipeline, sondern werkelte an der Fertigstellung seiner zweiten PERRY RHODAN-Chronik, die sich mit Alaska Saedelaere beschäftigte. Dadurch geriet sein Roman ein bißchen zu kurz und verzeichnete kaum Tiefe. Viele dieser Schwächen gleicht er mit diesem gelungenen, routiniert geschriebenen und farbenprächtigen Auftakt aus und legt hoffentlich den Grundstein für eine wahre Odyssee.

Der Geheime Krieg, (c) HeyneLeo Lukas
Der Geheime Krieg
Wilhelm Heyne Verlag, TB 01/19008
Dezember 2003, 6,95 €, 316 Seiten

Leo Lukas ist das jüngste Teammitglied der regulären PERRY RHODAN- Serie (zu diesem Zeitpunkt steht noch nicht fest, ob Michael Nagula und Frank Borsch ebenfalls in den engen elitären Kreis aufgenommen werden sollen oder wollen) und mit dem „Beruf“ des Kabarettisten verfügt er über einen natürlichen Background, der Serie eine weitere Facette hinzuzufügen, nämlich geschliffene, ironische Dialoge, die die Leser erheitern und den oft steifen Umgangston auflockern. Dabei stößt er mit einigen seiner bisherigen Arbeiten allerdings auf die Schwierigkeit, daß ihm die entsprechende Handlung nicht gegeben worden ist.
Bei „Der geheime Krieg“ ist das vollkommen anders, denn insbesondere die erste Hälfte des Buches lebt von seinen offene und heimlichen Anspielungen auf unsere heutige Gesellschaft. Immerhin haben Juristen nicht zuletzt seit dem Zusammenbruch des Neuen Markt eine neue Blüte (oder sollte man schon von Hochkultur sprechen?) erreicht.

Perry Rhodan und seine kleine Mannschaft landen mit dem gestohlenen Raumschiff in der Metropole Mantagir. Man versteckt das Raumschiff und sucht diesen Hexenkessel auf, um weitere Informationen über die diversen Kriegsparteien zu erhalten. Dabei benötigt man aber einen entsprechend Volksverteidiger, der sich das alles in harter Währung bezahlen läßt. In dieser Gesellschaft ist fast alles durch unverständliche Gesetze geregelt, so verdienen sich die Rechts- und Linksberater (!!!) eine goldene Nase. Die cleveren Bevölkerungsteile machen sich diese Halblegalitäten zu Nutzen und schnell finden sich auch unsere Helden in diesem scheinbar undurchdringlichen Dschungel zurecht. Es gelingt ihnen Kontakt mit den feindlichen Nodronen aufzunehmen und als sich die ersten Lösungsansätze abzeichnen, taucht eine dritte Partei auf, die eine scheinbar unlösbare Aufgabe stellt und die zweite Hälfte des Buches einläutet.

Überdreht, pointiert und voller überraschender Einfälle sucht Lukas hier mit seinen Helden die Nadel im Heuhafen. Insbesondere die Absurdität verschiedener Figuren im Kontrast zu dem rationalen, genervten und gehetzten Erben des Universums gibt dem Text seine Fülle und läßt aus einer im Grunde kleinen und unwichtigen Episode (denn die wichtigen Daten finden sie nicht) eine amüsante Teilstrecke werden.

Lukas hält dabei seine Witzquote erfreulich niedrig und konzentriert sich auf die geschliffenen Dialoge. Daß Lukas sich hier stilistisch von seinen Autorenkollegen absetzt, wird durch die skurrilen Ereignisse notwendig gemacht. Im Gegensatz zum Einheitsbrei der meisten anderen Schriftsteller setzt er hier gezielt auf seine Stärken und produziert eine seiner besten Arbeiten in der PR Serie. Zum Vergleich: In seinem neuen Roman „Der Ilt und der Maulwurf“ verzichtet er auf diese Ausbrüche und liefert fast einen klassischen Abenteuerroman mit Icho Tolot und Gucky in den Hauptrollen ab, wie ihn Jahre früher Clark Darlton oder William Voltz hätten schreiben können.

Wie bei den meisten Kurzzyklen der letzten Jahre bestand nach einem spektakulären Auftakt die Gefahr eines großen Loches. Oft wurden hier bei den Heftromanen nicht nur schwache Stoffe genommen, sondern auch schwache Autoren, die weder schriftstellerisch noch intellektuell in der Lage waren und sind, aus einem Expose mehr als eine umfangreiche Reproduktion zu machen und denen die Erfahrung fehlt, über diese Grenzen hinauszugehen. Lukas gleicht solche Schwächen im Aufbau bei seinen Stoffen durch die geglückte Kombination aus guter Beobachtungsgabe und kurzweiligen Stil aus und scheut sich nicht, den direkten Bogen zu schlagen. Mehr als einmal wird der Leser über die hier geschilderten Situationen herzlich lachen können. Dabei bringt er den Nebenfiguren, die Haensel so einfühlsam entwickelt hat, eine gewisse Zurückhaltung entgegen, mutig konzentriert er sich auf Perry Rhodan (der auch im nächsten Roman die Hauptrolle spielen wird) und nutzt diesen als Spiegelbild.

Die zweite Hälfte des Romans mit seinem allbekannten Spiel (hier reicht der Bogen wirklich von „The Arena“ von Frederic Brown bis – als Soloabenteuer „Running Man“ – von den unzähligen weiteren literarischen Versionen u.a. aus dem Marvel oder DC Comic Universum ganz zu schweigen) fällt dagegen sehr stark ab. Hier kann Leo Lukas nur mit dem Strom schwimmen und mehr als einmal hat der Leser das Gefühl, daß der Autor einen Teil seines Pulvers entweder verschossen hat oder kein sonderliches Interesse mehr hatte, dem Stoff die notwendige Tiefe zu geben. Die spritzigen Dialoge verschwinden fast gänzlich und werden durch Phrasendrescherei und hölzerne Figuren ersetzt. Daß unseren Figuren nichts passieren kann, steht außer Frage, doch mehr als einmal fragt man sich bei der Betrachtung dieser Ereignisse, wohin die farbenfrohe verrückte Gesellschaft verschwunden ist. Mußte sie ausgerechnet einer Gladiator Version für Arme Platz machen? Erstaunlich ist auch, daß Lukas mit diesem Spiel nicht richtig zu Recht kommt und schnell verliert der Leser ob der sich schon wiederholenden Schilderungen das Interesse. Schließlich endet das Buch auch noch mit einem Cliffhanger (Perry Rhodan wird von den anderen getrennt und auf einen Strafplaneten verbannt), der so altbacken und mit einem so langen Bart versehen ist, daß man jede Sekunde auf den Schalk Lukas wartet, der dem Leser berichtet, daß das alles nur in der Phantasie des Exposéautoren passiert ist und die eigentliche Handlung jetzt fortgesetzt wird. Das ist leider nicht der Fall, darum bleiben nach einem sehr guten Auftakt wieder die vielen Zweifel, die die Gruppe um Anton, Feldhoff und Frick seit einigen Jahren säht. Gute Ansätze und bei der Ausführung eine ausreichende Note.

Bei den Taschenbüchern – im Gegensatz zu den gräulichen PR Comics – kann zumindest die wunderschöne Optik überzeugen. Bleibt das Fazit, daß „Der geheime Krieg“ eine gute Ausgangsposition nicht zum Sieg nutzt, sondern – in eigener Überheblichkeit – im Mittelfeld der Bundesliga herumkrebst, während andere Autoren und Serien mit viel Herzblut versuchen, dem Leser das Optimale zu bieten.

Das Energie-Riff, (c) HeyneHanns Kneifel
Das Energie-Riff
Wilhelm Heyne Verlag, TB 01/19009
Januar 2004, 6,95 €, 316 Seiten

Hanns Kneifel ist ein Meister des exotischen Abenteuerromans. Schon seine ATLAN-Zeitabenteuer lebten von der faszinierenden Mischung aus Technik und „barbarischer“ Überlebenskraft der von dem unsterblichen Arkoniden beobachteten Menschen. Daneben zeichnen sich seine historischen Romane neben einer umfangreichen Recherche vor allem durch eine geradlinige, actionreiche Handlung aus. Was lag also näher, als den Perry Rhodan „Papillon“ an Hanns Kneifel zu geben. In den letzten Jahren hatte er sich als Serienautor rar gemacht.
Perry Rhodan wurde nach dem Raumschlachtdebakel um DORDO KYEION von den Nodronen verschleppt und in das Straf- und Umerziehungslager von Pembur gebracht. Auf dem Planeten finden sich 3000 Rebellen, und schnell erläutert ihm eine junge Gefangene namens Tashi Feori die Verhältnisse in diesem Freiluftgefängnis. Die Rebellen hausen in den Gezeitensümpfen und sollen dort im salzigen Schlamm, der mörderischen Hitze die Clezmor-Schwämme aus dem Meer holen. Im Austausch dafür erhalten sie die Grundlebensmittel und ab und zu arrangieren sich die Gefangenen mit ihren Wärtern zum Austausch von besonderen Gefälligkeiten. Diese Wächter hausen im Inselinneren und eine Energiebarriere, das Energie-Riff, trennt sie von den zahlenmäßig deutlich überlegenen Gefangenen.

Wer von diesen nicht den Raubfischen zum Opfer fällt, wird irgendwann von den Mangelerkrankungen oder dem kreislaufschädigenden Klima dahingerafft. Aus dem Umerziehungslager ist inzwischen ein reines Straflager geworden, Mangel an Nachschub von unfreiwilligen Arbeitskräften gibt es nicht. Perry und Tashi kommen sich nicht nur näher, sondern im Zeichen der sexuellen Revolution in der PERRY RHODAN- Serie verbringen sie sogar eine Liebesnacht miteinander. Obwohl man Perry Rhodans Background weiterhin kritisch gegenübersteht, kann der charismatische Führer mehr und mehr die interne Kontrolle an sich reißen. Er stellt fest, daß die Meeresbewohner im Grunde nicht nur friedlich, sondern auch intelligent sind. Man hat ihnen ihre Brut- und Nahrungsplätze weggenommen und dagegen wehren sie sich verständlicherweise. Perry Rhodan wird von einem der Saurier scheinbar gefressen, landet aber dann auf einer kleinen Insel, die weitere 2000 Rebellen beherbergt, die in relativer Freiheit leben können, da sie alle von den Sauriern befreit worden sind. Unter der Führung Rhodans und des beeindruckenden Kämpfers Darracq Mogmorph und der Hilfe der Saurier greifen sie schließlich das Energie-Riff an. Das kann aber nur der erste Schritt sein, um den Planeten auch zu verlassen…

Wie bei den anderen Romanen erhält der Leser hier weitere Informations-Häppchen über die Nodronen. Ursprünglich Weltraumnomaden, wurde das Volk unter der Herrschaft der Zwillingsgötzen in zwei Gruppen gespalten. Die seßhaften Clans, die sich dem Kriegsherren gebeugt haben und in die Tramps, die weiterhin durch die Galaxis ziehen und ihre Unabhängigkeit nach außen vor sich her tragen. Der Rest dieser Kultur erinnert an die unzähligen Kriegervölker, denen Perry Rhodan im Laufe der Serie begegnet ist.

„Das Energie-Riff“ ist eine Abenteuergeschichte, die im Kern nur einen Zweck darstellt: Perry Rhodan wird aktiv in das Geschehen eingreifen und da es sich um sechs Taschenbücher handelt, die gefüllt werden müssen, braucht man einen Roman, oder besser einen Handlungsabschnitt, der eine abgeschlossene Episode darstellt, das Geschehen nicht sonderlich weiterbringt und mit Hanns Kneifel einen Autoren vorweisen kann, der vielleicht noch einige weitere Käufer anlockt.

Der Planet ist exotisch und der Autor bemüht sich wirklich, die haarsträubende Handlung zu einem geschlossenen Text zusammenzufügen. Leider bleibt es oft bei den Bemühungen, denn die Geschehnisse sind so durchschaubar, daß man als Leser irgendwo auf eine Überraschung hofft, die „Buhh“ sagt und aus dem Schatten springt. Dazu kommt es leider nicht, zu sehr klebt man fast schon an der Tradition der „alten“ Romane von K.H. Scheer, in denen sich die Helden (hier haben wir eben nur einen richtigen Held, der das Wort Opfer nicht auf dem Rücken trägt) aus den unmöglichsten Situationen freikämpfen. Warum geht nicht einmal etwas schief und der Aufstand wird zerschlagen? Zu schnell, zu einfach oder besser zu dumm agieren die Nodronen und erkennen natürlich nicht wer ihr Feind ist. Zu schnell passen sich die Rebellen dem neuen Führer an, der ihnen die Freiheit bringt. Auch die Saurier wirken hier als Mittel zum Zweck und nicht neues Handlungselement (immerhin ermöglichen sie es, daß sich eine neue Arme außerhalb des Energie-Riffs bildet). Wenn immerhin 2000 der ca. 3000 Rebellen verschwinden oder gefressen werden, ohne daß etwas bemerkt wird, ist das schon erstaunlich. Jetzt kann argumentiert werden, daß immer reichlich Nachschub vorhanden ist, doch im Zeichen der Satellitenüberwachung auf einem überschaubaren Planeten und dieser Verlustrate durch die Tiere keinen Argwohn zu wecken, da erhoffen sich die Exposeerfinder und Autoren mehr, als denn sie es überzeugend vermitteln können.

Im Gegensatz zu Autoren wie Leo Lukas hat sich Kneifel einen unauffälligen Stil mit hölzernen Dialogen in diesem Buch zu eigen gemacht. Liest man manche Stellen laut, so wirken diese Stellen unfreiwillig surrealistisch. Es fehlen Kraftausdrücke oder menschliche Emotionen. Selbst die Liebesszene wird mit angezogener Handbremse beschrieben, die Wellenszene aus „Verdammt in alle Ewigkeit“ bleibt unerreicht und gerät hier nicht im geringsten in Gefahr.

Für diesen Roman bleibt nur das Fazit: Ende gut, Alles gut. Die intelligenten Saurier haben ihre Brutplätze zurück, das Problem mit der Liebe löst die intelligente Frau auf ihre Art und Weise: sie verschwindet und hinterläßt die Botschaft, daß Perry zwischen den Schwarmsternen nach ihr Ausschau halten soll, der charismatische Kämpfer bietet Rhodan seine Hilfe an und gemeinsam wollen sie den Weg, die Odyssee fortsetzen. „Das Energie-Riff“ ist wegen seiner wirklich unorginellen Handlung bislang der Tiefpunkt der Zyklus‘ und zeigt die Schwierigkeiten, sechs Taschenbücher mit entsprechendem Stoff zu füllen. Sowohl „Alpha Centauri“ als auch „Andromeda“ hatten ähnliche Hänger, darum sollte sich das Team um Robert Feldhoff und Uwe Anton berechtigterweise die Frage stellen, ob entweder weniger mehr ist (nur vier Taschenbücher) und die Szenarien umfangreicher und vor allem mit mehr Zeit geplottet werden sollten).