Filmkritik: »Robinson Crusoe auf dem Mars« (1964)

Kinoposter Robinson Crusoe on Mars51 Jahre bevor Matt Damon alias Mark Watney in DER MARSIANER seinen Fuß auf die Oberfläche des Mars setzte, tat dies schon Paul Mantee als Commander Christopher Draper in ROBINSON CRUSOE AUF DEM MARS. Inszeniert wurde der Film von Byron Haskin, der den meisten jedoch als Regisseur von H. G. Wells Roman KAMPF DER WELTEN (1953) bekannt sein dürfte.

Der Film basiert lose auf dem Roman von Daniel Defoe und überträgt den Schauplatz von einer einsamen Insel auf den roten Planeten. Während einer Reise durch das All muss das Raumschiff der Astronauten Christopher Draper und Dan McReady einem Kometen ausweichen und gerät in das Gravitationsfeld des Planeten. Beide verlassen das Schiff getrennt voneinander in Rettungskapseln, doch nur Draper überlebt die Bruchlandung und kämpft fortan mit dem Zwergäffchen Mona ums Überleben. Eines Tages greifen fremde Raumschiffe an und töten einen Stamm von Sklaven. Nur einer – Freitag – kann fliehen und überlebt durch Commander Drapers Hilfe. Gemeinsam begeben sie sich auf der Suche nach Rettung auf eine ungewisse Reise.

Obwohl der Film – für damalige Verhältnisse – lange 109 Minuten dauert, kommt keine Langeweile auf und ROBINSON CRUSOE unterscheidet sich angenehm von Filmen dieser Zeit, in denen es nur so von Aliens aus Pappmaché und Plastikkostümen wimmelt. Zum Teil war das auch dem Budget geschuldet – da z.B. für Freitag eigentlich eine außerirdische Physiologie vorgesehen war.

Der Hauptdarsteller muss sich auch nur am Rande mit Kämpfen gegen Außerirdische beschäftigen, denn sein größter Feind ist die Einsamkeit und die zur Neige gehenden Sauerstoff- und Essensvorräte. Ein halbes Jahrhundert vor DER MARSIANER wird gezeigt, wie sich der Gestrandete einen Unterschlupf aufbaut, versucht das Mutterschiff zu kontaktieren oder sich bemüht seinen abgestürzten Kollegen zu finden. Schon damals thematisiert der Film das Problem der sozialen Isolation über einen längeren Zeitraum und Commander Draper stellt schnell fest, dass ihm ein Äffchen als Gesellschaft auf Dauer nicht davor bewahren wird, wahnsinnig zu werden. Als er später den geflohenen Sklaven Freitag mit zu sich nimmt, weicht die erste Begeisterung einer großen Enttäuschung, als Draper feststellt, dass dieser scheinbar nicht in der Lage ist zu sprechen oder ihn zu verstehen.

Vieles war auch schon damals höchst unwissenschaftlich, wie flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche mit Pflanzen die darin wachsen, eine angenehme Außentemperatur oder dass die Luft für einen Menschen 15 Minuten atembar ist, bis dieser wieder eine Ladung Sauerstoff – aus Marsgestein selbst hergestellt – benötigt. Darüber mag man heute schmunzeln, aber zumindest hat sich jemand ausführlich Gedanken dazu gemacht, wie es denn sein könnte und letztlich sind Laserstrahlen mit Zischgeräusch oder Raumschiffe, die durch das Weltall der heutigen Produktionen »brummen«, auch nicht der wissenschaftlichen Weisheit letzter Schluss.

 

Den für frühere Verhältnisse schönen Spezialeffekten, kann man auch heute noch einen gewissen Charme zugestehen und wem das mantaförmige Design der Rauschiffe bekannt vorkommt, möge einen Blick auf WAR OF THE WORLDS (1953) werfen. Speziell in der restaurieren BluRay-Edition überzeugen die Entwürfe der Kulissen, die Matte-Paintings und vor allem die Aufnahmen der Marsoberfläche (die im kalifornischen Death Valley gedreht wurden). Speziell letzteres ist überraschend, da zum damaligen Zeitpunkt – mit Ausnahme von verwaschenen Teleskopaufnahmen von der Erde – die Marsoberfläche unbekannt war, denn erst im Jahr 1965 lieferte die Raumsonde Mariner 4 die ersten Schwarz-Weiß-Bilder von unserem Nachbarplaneten.

An den Kinokassen hat das alles nichts geholfen und der ausbleibende Erfolg hat nicht nur dazu geführt, dass die geplante Fortsetzung ROBINSON CRUSOE IN THE INVISIBLE GALAXY nicht realisiert wurde, darüber hinaus hat der Film der Karriere beider Hauptdarsteller über viele Jahre hinweg geschadet.

ROBINSON CRUSOE AUF DEM MARS ist nicht so bahnbrechend wie WAR OF THE WORLDS und weit vom Realismus eines 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1969) entfernt, trotzdem ist es ein interessanter Blick in die Zukunft durch das Fenster der Vergangenheit. Wer sich also von hölzernen Dialogen, Machogehabe, Dudelsack und Revolver am Mars oder ein Äffchen im Raumanzug nicht abschrecken lässt, ist mit dem Film bestens bedient, wenngleich auch der damalige Werbeslogan »Dieser Film ist ABSOLUT AUTHENTISCH …er ist nur einen Schritt von der Wirklichkeit entfernt« ein klein wenig übertrieben scheint.

ROBINSON CRUSOE AUF DEM MARS ist als restaurierte Version in HD auf BluRay erhältlich.

Fotos: BluRay und Internet

»ROBINSON CRUSOE AUF DEM MARS« (1964)
Deutscher Alternativtitel: Notlandung im Weltraum
Originaltitel: Robinson Crusoe on Mars
Regie: Byron Haskin
Kinostart DE: 24.09.1964
Länge: 109 Minuten