Crusade

TV-Serie, USA 1999: Die Erdbevölkerung wurde durch die Drakh mit einem unbekannten Virus infiziert, der spätestens in fünf Jahren zum Tod führen wird. Captn. Matthew Gideon und die Mannschaft der EXCALIBUR haben den Auftrag übernommen in der Galaxis nach einer Rettung für die Menschheit zu suchen.

CRUSADE LOGO

Die Serie »BABYLON 5« bedeutete für viele SF-Fans die Rettung der Science Fiction im Fernsehen. Denn im Gegensatz zu den zahlreichen STAR TREK-Serien hatte Joe Michael Straczynski nicht nur ein eigenständiges, interessantes und in sich logisches Universum geschaffen, sondern er erzählte mit »Babylon 5« auch eine zusammenhängende Geschichte. Die Figuren entwickelten und veränderten sich (am sichtbarsten wurde das am Beispiel von Botschafter Londo Mollari) und die Handlung hielt immer wieder neue Überraschungen bereit. JMS schrieb den Großteil der Folgen selbst und wurde dafür in diesem Jahr sogar im Rahmen des NEBULA-Banketts der SFWA (Science Fiction and Fantasy Writers of America) mit dem »Ray Bradbury Award« ausgezeichnet (mehr dazu hier). Und zweimal gewann die Serie auch den beliebten HUGO-Award (und in diesem Jahr besteht noch die Chance auf eine dritten!).

Dabei stand die Produktion der Serie in den ersten vieren Jahren eigentlich unter keinem guten Stern. Immer wieder war es unklar, ob die nächste Staffel finanziert werden könnte und Schauspieler sprangen ab, um sich lukrativeren Projekten zuzuwenden. Erst mit dem Wechsel zu TNT (Turner Network Television) mit dem Beginn der fünften und letzten Staffel schien endlich Kontinuität eingekehrt zu sein. Und so entstanden bei TNT auch vier BABYLON 5 Fernsehfilme: »In the Beginning« (»Der erste Schritt«), »Thirdspace« (»Das Tor zur dritten Dimension«), »River of Souls« (»Der Fluß der Seelen«) und »A Call to Arms«. »In the Beginning« erzählt die Geschichte des Erde-Minbari-Krieges und kann damit als verspätete Einleitung zu »BABYLON 5« verstanden werden, während „A Call to Arms“ zu einer neuen Fernsehserie aus dem BABYLON 5-Universum von JMS überleitet – CRUSADE.

EXCALIBUR - Entwurf, (c) Warner
EXCALIBUR - endgültige Fassung, (c) Warner & TNT

Die EXCALIBUR: der Entwurf (oben) und die Filmfassung

Im Gegensatz zu „BABYLON 5“, das auf einer Raumstation spielte, sollte sich die neue Serie CRUSADE um die Abenteuer des Raumschiffs EXCALIBUR und dessen Crew drehen. Erste Planungen sprachen noch von »The Babylon Project: CRUSADE«, und im Frühjahr 1998 wurden Entwürfe für das Raumschiff im Internet gezeigt. Um möglichst wissenschaftlich akurat zu bleiben (und den gefürchteten Technobabbel zu vermeiden), hatte man sogar das Jet Propulsion Laboratory der NASA als Berater gewinnen können.

Die Dreharbeiten für CRUSADE starteten im Spätsommer 1998, aber bereits nach fünf Folgen kam es zu ersten Problemen. TNT hatte die Produktion gestoppt, und im Internet kursierten böse Gerüchte, daß TNT die Serie anders konzipieren würde. Harlan Ellison, der nicht gerade für seine Diplomatie bekannt ist, sprach angesichts der TNT-Ideen sogar von einem »whorehouse in space«. Fakt war, daß man bei TNT nicht gerade glücklich war mit den ersten Folgen. Man hatte sich eine Abenteuerserie im Weltraum versprochen, und JMS legte dialoglastige Drehbücher vor, die den Zuschauer auch noch mitten in die Handlung warfen.

Captn. Gideon - alte Uniform Captn. Gideon - neue Uniform
Alte und neue Uniform im direkten Vergleich an Captn. Matthew Gideon, (c) TNT

Doch der Streit konnte noch einmal geschlichtet werden, und wirkte sich sogar positiv aus. TNT investierte jetzt mehr Geld und so wurden u.a. auch neue (elegantere) Uniformen entworfen. Der ursprüngliche Pilotfilm »Racing the Night« wurde nach hinten verschoben und dafür »War Zone« produziert, das direkt an die Geschehnisse aus »A Call to Arms« anschloß.

Aufgrund der Komplikationen bei der Produktion der Folgen, konnte der geplante Starttermin im Januar 1999 nicht gehalten werden – doch „A Call to Arms“ wurde wie geplant zum Jahresbeginn ausgestrahlt. Darüber war JMS nicht gerade glücklich und hinter den Kulissen rumorte es weiter und schließlich gipfelte alles in einem endgültigen Stop der Produktion durch TNT. JMS und Warner versuchten daraufhin in einer verzweifelten Rettungsaktion die Serie an einen anderen Sender zu verkaufen (im Gespräch war der Scifi-Channel, der jedoch seinen Etat schon verplant hatte), doch dies gelang nicht. Und so wurde aus einer Idee, die auf fünf Staffeln ausgelegt war, eine „13-teilige Miniserie“. Amerikanische Fans (die, man lasse sich das auf der Zunge zergehen, zu diesem Zeitpunkt noch KEINE EINZIGE FOLGE davon gesehen hatten!), haben bereits seit April einen »Crusade for Crusade« gestartet, also einen Rettungsaktion für die jung verstorbene Serie. Es wurde gesammelt, und Werbeanzeigen in den beiden US-Zeitschriften »Sci-Fi Entertainment« und »Variety« geschaltet. Am 9. Juni 1999 startete CRUSADE in den USA bei TNT.

Galen, der Technomagier, (c) TNTFünf Jahre nach der Schaffung der Interstellaren Allianz kommt es zu einem überraschenden Angriff der Drakh (ehemaligen Helfern der »Schatten«) auf die Erde. Dank einer Warnung durch den Technomagier Galen (s. rechts) und der Mithilfe der Meisterdiebin Dureena Nafel gelingt es Präsident Sheridan noch rechtzeitig die Streitkräfte der Erde zu mobilisieren und den Angriff durch einen Planetenkiller abzuwehren. Doch der Sieg ist nicht komplett – in wahrlich letzter Sekunde gelingt es den Drakh ein Virus auf der Erde freizusetzen, daß in spätestens fünf Jahren die komplette Erdbevölkerung töten wird.

Dies ist grob umrissen die Handlung von »A Call to Arms«. In der Serie CRUSADE übernimmt nun Captn. Matthew Gideon (der gerade erst im Sonnensystem eintrifft) zusammen mit einer ausgewählten Crew (darunter u.a. ein Telepath, Galen und ein Experte von INTERPLANETARY EXPEDITIONS) den Auftrag ein Heilmittel für diese Seuche zu suchen. Er soll auf bisher unbekannten Planeten in den Trümmern und Ruinen fremder Rassen nach Informationen suchen, die zur Rettung beitragen könnten.

Die Crew der EXCALIBUR (c) TNT

Der Vorspann von CRUSADE präsentiert uns Captn. Gideon, der die Fragen von Galen aus dem Off beantwortet:

WHO ARE YOU?
Matthew Gideon, Captain. Attached to the Earth Alliance Starship EXCALIBUR.
WHAT DO YOU WANT?
To find a cure to the Drakh plague before it wipes out all life on earth.
WHERE ARE YOU GOING?
Anywhere I have to.
WHO DO YOU SERVE? AND WHO DO YOU TRUST?

Ich konnte mittlerweile alle dreizehn Folgen sehen. Die Handlung ist meist solide und auch halbwegs spannend erzählt. Und wenn man bedenkt, daß dies erst der Auftakt zu einer neuen Serie geworden wäre, dann ist es sehr schade, daß es nicht zur Produktion von mehr Epsioden kam (für die man aber UNBEDINGT mehr Geld für die CGI-Effekte gebraucht hätte). Denn auch BABYLON 5 hatte in der ersten Staffel einen langsamen Start.

Wer allerdings schon bei »A Call to Arms« die Musik schlecht fand, wird wahrscheinlich auch bei CRUSADE den Ton freiwillig etwas leiser drehen. Komponist Evan Chen prügelt weiter unmotiviert mit Metallröhren auf Harfen ein (zumindest klingt es so!) und bleibt meist unmelodisch… – auch wenn die Titemusik ein wenig an Franke erinnert und durchaus höhrenswert ist.

Werbeposter zu CRUSADE

Die erste Folge, »War Zone«, ist eine langsame Überleitung auf die Serie, denn man bekommt hier erstmal alle neuen Figuren kurz vorgestellt und auch Neueinsteiger in die Serie bekommen die Chance etwas zu verstehen. Diese Folge ist auf Wunsch von TNT nach dem ersten Krach mit JMS entstanden, und sie leidet etwas darunter daß eigentlich kaum wirklich neues passiert. Schlecht ist sie aber nicht, da sie uns immerhin schon einmal den IPX-Archäologen Max Eilerson als Sprachgenie vorstellt.

»The Long Road« ist eine typische Charakterfolge. Eingebettet in eine ziemlich uninteressante und langweilige Handlung lernen wir hier Gideon und Galen und ihr Verhältnis zueinander ein wenig besser kennen. Bemerkenswert ist an dieser Folge, daß der Technomagier Alwyn, der hier zu sehen ist, von Edward Woodward gespielt wurde (dem Vater von Peter Woodward, der Galen spielt).

»Racing the Night« wäre nach den anfänglichen Planungen von JMS die erste Folge der Serie gewesen – und eigentlich kann man fast froh sein, daß es anders gekommen ist. Denn die Folge beginnt mit einigen sehr lausigen und peinlich wirkenden CGI-Szenen (Computergenerierte Spezialeffekte): da fliegt Gideon auf einer Art Motorgleiter durch eine außerirdische Stadt, daß man meinen könnte, man spiele gerade an einem C64, und Galen erzeugt ein Abbild von sich selbst, daß so schlecht gemacht ist, daß man sich schämt. Und zudem wird man wirklich mitten in die Handlung geworfen (So spricht Gideon einmal mit einer geheimnisvollen Kiste – und man weiß als Zuschauer wirklich nicht, was das soll).

Die Schauspieler wirkten auf mich überzeugend. Zwar nervt die Figur der Meisterdiebin Dureena Nafeel (Carrie Dobro) gewaltig (eine Außenseiterin, die natürlich immer alles besser weiß…), und Galen (Peter Woodward) wird zu sehr als »cooler Technomagier« vorgestellt (»Expect me, when you see me.«), aber alles in allem finden sich die Schauspieler sehr gut in ihren Rollen zurecht. Galen und Dureena haben einige interessante Szenen, die aber irgendwo zwischen nervig und witzig angesiedelt sind. Leider werden wir wohl nie erfahren, wie es weitergegangen wäre…

Gary Cole („American Gothic“) spielt Captn. Matthew Gideon („I never bluff!“) als einen zielgerichteten Mann, der bereit ist auch harte Entscheidungen zu treffen wenn sie der Sache dienlich sind. Und mit seinem ersten Offizier, dem Telepath John Matheson (Daniel Dae Kim), hat er einen kompetenten Mann an seiner Seite, der auch auf Gideons trockenen Humor angemessen reagiert.

IPX-Experte Max Eilerson (David Allen Brooks) wird in „War Zone“ als „Pain in the Ass“ bezeichnet, aber abgesehen von seinen etwas unglaubwürdigen Sprachfähigkeiten, wirkt er tatsächlich wie ein wissenschaftliches Genie (ohne dabei lächerlich zu sein) und sein Zynismus ist manchmal ein erfrischendes Gegenstück zu Galens Arroganz. Und natürlich ist da auch noch die Ärztin Dr. Sarah Chambers (Marjean Holden) – eine Art Dr. Franklin, die ins Team integriert ist, aber außer Kompetenz und Schlagfertigkeit noch nicht viel zeigen konnte.

Fazit: Eine Serie mit guten Ansätzen und Möglichkeiten, die allerdings bereits von Anfang unter einem schlechten Stern stand. Falls es tatsächlich zu einer Fortsetzung kommt, sollte unbedingt MEHR Geld in die CGI-Effekte investiert werden!


© Florian Breitsameter (Text), TNT & Warner (Bildmaterial)

Episodenführer
1. War Zone Captn. Matthew Gideon trifft im Sonnensystem ein und erhält auf dem Mars den Auftrag mit der EXCALIBUR nach einem Heilmittel zu suchen. Währenddessen muß sich eine IPX-Expedition mit einem abgestürzten Drakh-Schiff auseinandersetzen… **
2. The Long Road Auf dem Planeten Regula IV wird ein Mineral abgebaut, daß eventuell als Hilfe gegen das Drakh-Virus dienen kann. Doch es gibt Probleme mit den Kolonisten, die einen wertvollen Verbündeten haben: einen Technomagier! *
3. The Well of Forever Galen führt die EXCALIBUR zu einem Artefakt, einem Zentrum magischer Energie, das im Hyperraum angesiedelt ist. Doch sind seine Absichten redlich? **
4. The Path of Sorrows Der „Pfad der Tränen“ führt zu einem Wesen, das angeblich anderen helfen soll. Doch die Hilfe sieht anders aus, als erwartet… ***
5. Patterns of the Soul Die EXCALIBUR erhält den Auftrag eine Kolonie von flüchtigen Erdbewohnern aufzulösen, die wahrscheinlich mit der Seuche infiziert sind. Doch so einfach wie es scheint ist der Auftrag nicht. **
6. Ruling from the Tomb Captn. Gideon fliegt Dr. Sarah Chemabers zu einer medizinischen Konferenz auf dem Mars. Dort trifft er auf Elisabeth Lochley und beschließt ihr bei der Aufklärung eines Mordes und der Erhaltung der Sicherheit der Konferenz zu helfen. **
7. The Rules of the Game Die EXCALIBUR ist zu Besuch bei der Raumstation BABYLON 5. Captn. Gideon versucht zusammen mit Elisabeth Lochley eine Einreiseerlaubnis für einen geheimnisvollen Planeten zu bekommen, und Max Eilerson kümmert sich um die Probleme seiner Ex-Frau… ****
8. Appearance and other Deceits Die EXCALIBUR untersucht das Wrack einer fremden Raumschiffes, auf dem nur ein Besatzungsmitglied überlebt hat. Währenddessen ist eine Gesandschaft von der politischen Propagandaabteilung an Bord, die sich um einen besseren „Look“ der Crew bemüht. *****
9. Racing the Night Eine Art galaktische Bibliothek wird gefunden. Die stellt sich jedoch als gigantische Falle heraus, denn die Bewohner dieses Planeten wurden selbst Opfer des Drakh-Virus. Captn. Matthew Gideon muß sich entscheiden, was ihm wichtiger ist: Moral oder die Hilfe einer fremden Rasse. ***
10. The Memory of War Galen warnt Captn. Gideon vor dem Besuch einer Welt, deren Bewohner vor 100 Jahren an einer unerklärlichen Waffe starben. Doch Matthew beachtet die Warnung nicht. Bald kommt es zu den ersten Todesfällen… ***
11. The Needs of Earth Die EXCALIBUR erhält einen Hinweis auf einen flüchtigen Dieb, der das Wissen einer ganzen Welt geraubt hat. Natürlich wäre dies ein wertvoller Fang für Captn. Gideon! ***
12. Visitors from Down the Street Die Folge für alle „Akte-X“ Anhänger: Die EXCALIBUR fischt ein untertassenförmiges Raumschiff auf, und findet dort zwei Agenten einer fremden Rasse, die nach Beweisen für die Existenz der Menschen suchen… ***
13. Each Night I dream of Home Dr. Franklin kommt von der Erde an Bord der EXCALIBUR um ein gefährliches Experiment durchzuführen, daß die Natur des Draakh-Virus klären soll. ****
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Wertung von * schlecht, bis ***** genial

Zum Abschluß noch ein paar Zitate:
»I never bluff« – Matthew Gideon

»If I die, I rather do that in a room with a view.« – Galen

»Expect me, when you see me.« – Galen

»Refresh me Lieutenant, how did we get in the middle of this again?« – Matthew Gideon
»I belive it was an act of mercy, sir.« – Lt. John Matheson
»Remind me to never do that again.« – Matthew Gideon
»Aye, sir. No good deed goes unpunished.« – Lt. John Matheson

4 Kommentare

  1. Schöne Grüße von Mr. Space Cracker.
    Es wird höchste Zeit für ein neues Universum mit neuen Ideen anstatt das bisher Gewesene solange aus zu lutschen bis nichts mehr davon übrig bleibt. Diesen Fehler hatte schon Star Trek begangen. Man muss sich mit dieser Dummheit nicht auch noch verbrüdern.

  2. Es wäre überaus interesant die Serie nach dem geplanten Strang der Geschichte fortzusetzen!Sollte es eine Unterschriftenaktion dafür geben bitte ich mir dies mitzuteilen,da die Serie auf alle Fälle einen wesentlich intelektuellen und besseren Handlungsstrang hat als Star Treck.Macht es nicht wie bei der SF-Serie Raumpatroile Orion,das ihr sie unter den Tisch fallen last

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