Was ist SF? Eine Definition der Science Fiction

»Science Fiction ist die Literatur des wissenschaftlich Denkbaren, des Möglichen,
während Fantasy sich dem Unmöglichen, dem Phantastischen widmet.«

Die Science Fiction basiert in ihrem Weltenbau auf unserer Welt, unserem Kosmos. In der Science Fiction wird deshalb ein Unterschied in der Faktenwirklichkeit zu unserer Welt pseudo-wissenschaftlich plausibilisiert, also sozusagen die erzählte Welt fest in unserer Wirklichkeit verankert. Raketen mit Hyperraumantrieb, Außerirdische, Telepathen und Teleporter – sie fußen auf der realen Welt und sind eine Extrapolation unserer Erkenntniswelt, ein literarisches »What if…?«-Experiment. Die Welt und der Kosmos unterliegen immer noch den uns bekannten Regeln – ein Apfel fällt auch in der Science Fiction gemäß den Gesetzen der Schwerkraft nach unten. Tut er es wider Erwarten doch nicht, so wird eine Erklärung dafür geliefert. Dieses Extrapolieren ist allerdings nicht der Versuch eines exakten Vorhersagens von Erfindungen und (gesellschaftlichen) Entwicklungen, SF-Autoren sind keine Wahrsager und auch keine Zukunftsforscher. Sie sind bestenfalls Kaffeesatzleser, die basierend auf den aktuellen Entwicklungen vor den Fehlern der (Gegenwart?) Zukunft warnen wollen, oder auch nur Trends aufzeigen wollen. Oder vielleicht auch nur eine Abenteuergeschichte in einem Science-Fiction-Szenario erzählen. Science Fiction kann natürlich auf Missstände der Gegenwart hinweisen. Das war schon H.G. Wells Anliegen, als er seinen Roman »Time Machine« schrieb, oder auch John Brunners Motivation, als er mit seinem Roman »Stand on Zansibar« auf das Problem der Überbevölkerung hinwies (in anderer erzählerischer Form griff auch Harry Harrison dieses Thema mit seiner Geschichte »Make Room! Make Room!« auf).

Fantasy funktioniert anders. Sie liefert (fast) einen eigenen Weltenbau, der von unserer Welt (erheblich) abweichen kann und darf. Hobbits, Elfen, Trolle, Drachen, aber auch Magie und allmächtige Götter sind damit sozusagen ein genuines Produkt der Phantasie, sie müssen nicht erklärt werden, sie existieren einfach frei von allen Grenzen der Wissenschaftlichkeit, und auch frei von allen anderen Einschränkungen unserer Alltagswelt – zeitlos und grenzenlos. Interessanterweise orientieren sich die erfundenen Welten der Fantasy jedoch oft an historischen Kulturen, und bilden z.B. Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters nach. Abenteuer in diesen Welten rütteln selten an diesen Strukturen, im Gegensatz zur Science Fiction-Literatur, in der es oft um Wandel und Fortschritt geht. Die Fantasy erweist sich hier als konservativer, viele Geschichten handeln explizit vom Versuch bestehende Strukturen der Gesellschaft zu bewahren und Veränderungen (Fortschritt?) zu verhindern.

VIRGIL-FINLAY-Robot-Grave


Damon Knight
»Science Fiction and prophecy are two different things.
(…)
What Science Fiction has been doing for the last sixty years is to shake up people’s thinking, make them skeptical of dogma, get them used to the idea of change, let them dare to want new things. Nobody will ever know for sure how much effect these stories have had, but it is almost impossible to believe they had none.
«
aus: »In Search of Wonder«

Brian W. Aldiss
»Science Fiction wird ebenso wenig für scientists – Wissenschaftler – geschrieben wie Geistergeschichten für Geister. In den meisten Fällen birgt die wissenschaftliche Umhüllung das, was man allgemein als Phantasie bezeichnet. Und Phantasien dieser Art sind mindestens ebenso wichtig und bedeutungsvoll wie die Wissenschaften. Die Trugbilder der Technologie verkörpern adäquat unsere Hoffnungen und Ängste.«
aus: »Der Millionen-Jahre-Traum«, Bastei-Lübbe

Carl Amery
»Science Fiction ist die Fortsetzung des traditionellen Lügenromans mit anderen Mitteln.«